Herman Scheffauer an Ernst Haeckel, Berlin, 14. März 1917
Taunus Str. 13
Berlin-Friedenau
14. März – 1917
Lieber Herr Professor!
Meine Frau und ich waren höchst erfreut durch die reich-haltige Briefsendung von heute. Zeilen aus Ihren verehrter Hand, Zeitungen, Bild, das Buch von Ihrem Schüler Breitenbach! Wir danken für alles.
Die Notiz in der „C.T.“ sollte viel länger und ausführlicher sein – aber die Leute die das Blatt in den Händen haben, verderben alles. Wie Sie wissen, habe ich mich am 31. Dez. 1916 davon zurückgezogen. Wenn ich einmal mein Wochenblatt im Zange habe da werde ich etwas leisten können – es soll die „Bridge“ heissen – aber nicht amerikanisch sein. Jeden Tag verabscheue ich das Amerikanische Wesen mehr und mehr. Geistig, moralisch, ethisch ist das Land verdunkelt und verseucht. Sein Verbrechen gegen Deutschland werde ich nie verzeihen – ich werde Wilson noch an den Pranger stellen. In der „Deutschen Revue“ soll ein || Aufsatz von mir über ihn erscheinen – über seine Weltanschauung – wenn man den Manne eine zu Ehren kommen lässt.
Es hat uns ausserordentlich gefreut dass ganz Deutschland – und gewiss auch das echte neutrale Ausland sich vereinigte Sie zu ehren zum 60ten Doktors-Jubiläum! Solche Huldigung in solcher Zeit beweist wie unsterblich tief Ihre Persönlichkeit und Ihr Schaffen im Geist der Menschheit sich befestigt hat. Selbst in mancher feindlichen Brust kommt Ihnen Ehren zu – da Sie der Welt gehören.
Das Buch von Dr. Breitenbach werde ich mit grösster Interesse lesen – auch die Zeitungen. Besten Dank für alles, lieber Herr Professor.
Meine Frau und ich schicken Ihnen die allerherzlichsten Grüsse und Glückswünsche – bitte grüssen Sie auch die liebenswürdige Frau Hantzsch – Ihre liebe Enkelin.
Ihr stets getreuer
Herman George Scheffauer