Leipzig, Tauchaerstr. 1.II.
26./II.07.
Hochgeehrter Herr Professor!
Der Pater Erich Wasmann S. J. durfte – auf dem Weltanschauungs-Konzil 1907 zu Berlin – wohl einwandfrei erklären: bezüglich der Descendenz des Menschen hat die Wissenschaft die „zoologische Evidenz“ noch nicht erbracht … – ? – Ist es aber so, so hieße das: abwarten! – und weder für hüben noch drüben wären aus dieser noch klaffenden Blöße ein Muß zu folgern: hier zum Verzagen, dort zum Theologe werden.
Richtig ist wohl, daß die Wissenschaft der Organisation der Fortpflanzungswerkzeugea bisher nicht die Bedeutung beimaß, die ihnen vor andern Organen doch eignet – ? – weil einesteils die Absicht der Natur am Individuum auf das Organ gehen muß, welches zu seiner Arterhaltung gestaltet ist, und andererseits, weil zu folgern war, daß, || wenn an irgend einem Organ: der Homo gewißlich an seinem natürlichen Organ noch natürlich sein würde. – Außerdem ist es das Primäre; alles andere hat an ihm nur mehr den Sinn des schönen Blüthenblattes! Plausibel auch ists, wenn der Mensch, infolge der forsierten [!] Kultur, in der er die übrigen Organe (– wie Füße, die den aufrechten Gang dann glatt ausführten, Hände, die Kunstwerke hervorbringen, das Hirn, mit dessen Hilfe er so vielesb, aber auch die jetzt noch gebräuchliche Theologie und Juristerei zeitigte –) nahm, diese sekundären Organe dann, folgerichtig wohl, aber eben nicht naturgemäß – ganz anders zu bewerten anfing und fortfuhr. – Diese Andersbewertung aber hat vieles verkehrt. Bei den Gelehrten (Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, der Sie ein Forscher sind in dem Künstlergeist lebt, darf hier wohl gleich gestanden werden: Schreiber dieses ist frei davon Gelehrter zu sein, ist bildender Künstler und trägt die Konsequenzen.c) enger (es ist mir keine Ausnahme bekannt –) die Begriffe des Oben und Unten irritiert. – Die Bürger werden falsch belehrt …! – Schlägt ein Bürger z. E. in einem großen Bildungs-Kompendium, wie im „Brockhaus“ , nach, so findet er etwa: der Klitoris ist allen weiblichen Säugetieren eigen; er ist am Scheideneingang unten angeordnet, aber die Vulva des Menschen zeigt ihn oben. ||
Die Erscheinung, die uns den Homo meist als einen Virtuosen des aufrechten Ganges zeigt, (– meist nur, denn die Rekrutendriller und die Tanzmeister wissen: sowohl der weiblichen wie der männlichen Dorfjugend ist der „einwärtsige“ Gang erst „abzugewöhnen“, – der „Kletterfuß“ –) hat die Gelehrten wohl zu strak irritiert? – Sie halten für oben was – natürlich –: auch nur unten sein kann.
Der Klitoris an der menschlichen Vulva sitzt unten. Er ist der Nervenpunkt, der bei der Begattung berührt werden soll und will. Der analoge Nervenpunkt sitzt am männlichen Glied gleichfalls d an dessen Unterseite –: das Bändchen. Nur bei einem Übereinandergleiten dieser Nervenpunkte ist ein natürlicher Sexualkontakt hergestellt. Und herzustellen ist er nur dann, sofern die Gewohnheit (Sitte.) des aufrechten Gehens und Stehens periodisch aufgehoben wird und der Mensch sich seiner vier Beine entsinnt. Bisweilen tuen die Menschenpaare das wohl. Sie kommen sich dann aber äußerst pervers vor; dagegen ahnen sie nicht mehr wie typisch pervers die „gesittete“ Rückenlage des Menschen-Weibchens ist oder auch die Seitenlage, zu der die Patres aus der Gesellschaft Jesu den graviten [!] Frauen raten. Patres, die „keine echten Forscher sind“ und keine echten Menschen; denn der echte Mensch – der erotische Mensch: ist auf einen periodischen Wandel auf vier Beinen angewiesen. – Durch diese seine Bildung des Primär-Organs ist der Ring der Descendenz geschlossen: der Mensch ein echter Vierfüßler. ||
Möchten Herr Ernst Häckel hierzu ein kurzes Seegensprüchlein spenden, so, glaube ich, dürfte der Zivilisation dieser Sachverhalt nicht weiter vorenthalten werden müssen.
Das Anathema esto wird nicht auf sich wartene lassen.
In Verehrung und Hochachtung
E. Klotz
Herrn Prof. Ernst Häckel, in Jena.
Nach-Schrift Phänomenal ist dieses auch: Prof. Fürbringer lehrt Ärzten – nach gedrucktem Vortrag in „Deutsche medizinische Wochenschrift“ vom 14./II.07. – „Frauen Belehrungen eventuell zu geben über: das „zweckentsprechendste Arrangement“ bei der bezüglichen „Lage …“ Das ist: zur organwidrigen Rückenlage, die von der Natur nicht vorgesehen und abnorm ist. – Auch diese „Belehrung“ kam noch aus dem Unbewußtem.
a korr. aus: Fortpflanzungsorgane; b korr. aus: fieles; c eingef.: Ihnen, hochgeehrter … die Konsequenzen.; d gestr.: unterhalb; e irrtüml.: warden