Krabbe, Harald

Harald Krabbe an Ernst Haeckel, Kopenhagen, 26. September 1900

Monradsvej 19

Kopenhagen F.

26. Sept. 1900.

Lieber Haeckel!

Da ich, wie Du weisst, seit Jahren nicht imstande bin zu lesen, ist es mir, nach mehreren Unterbrechungen, erst in den letzten Tagen gelungen, mit deinem höchst interessanten Buch „Die Welträthsel“ zu Ende zu kommen, indem mein Assistent Dr. Paulli (der längere Zeit bei Gegenbaur in Heidelberg gearbeitet hat und im Frühjahr zurückkam) die Güte gehabt hat – und zugleich die grosse Freude für ihn selbst – mir dasselbe vorzulesen. Was Deine monistische Weltanschauung betrifft, || so bin ich mit Dir in allem wesentlichen ganz einverstanden, und die Klarheit und Leichtfasslichkeit der Darstellung macht das Lesen des Buches so anziehend, dass es natürlich ist, dass es, im Gegensatze zu streng wissenschaftlichen Arbeiten, in kurzer Zeit viele Tausende von Lesern findet.

Was meine privaten Verhältnisse angeht, so geht es mir gut, nur dass ich wegen meines schwachen Sehvermögens ausser Stande bin, mich mit wissenschaftlichen Untersuchungen zu beschäftigen, und in dieser Beziehung so ziemlich stagnire. Im Sommer giebt mein Garten mir angenehme Beschäftigung. In der jetzt verflossenen Sommerferie habe ich nur kleinere Ausflüge hier || auf Seeland mit meiner Familie gemacht. Die Söhne sind jetzt alle hier in Kopenhagen wohnhaft, und im Juni bin ich zur Würde eines Grossvaters gelangt, indem meinem nächstältesten Sohn eine Tochter geboren wurde; der älteste Sohn (jetzt 28 Jahre) wird in der nächsten Woche heirathen.

Mit herzlichen Grüssen bin ich in alter Freundschaft Dein

H. Krabbe

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
26.09.1900
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10940
ID
10940