Wolfgang Schaumburg
ZÜRICH
21/VIII 1902.
Hochverehrter Meister Haeckel!
Nachdem ich von Saladin’s Buch: „Jehova’s gesammelte Werke“ für das Sie Sich in Ihren „Welträtseln“ mehrfach ausgesprochen haben, demnächst eine Neu-Ausgabe vorbereite, wage ich, hiermit eine Bitte an Sie zu richten.
Es ist zweifellos, daß Ihre „Welträtsel“ viel dazu beigetragen haben, Saladin in Deutschland bekannt zu machen. Ich denke ich darf so sagen ohne Ihnen gegenüber in den Verdacht der Elogenreisserei zu geraten. Meine Bitte geht nun dahin, daß Sie Ihrer Liebenswürdigkeit die Krone aufsetzen möchten und uns für die neue Auflage ein Geleitwort aus Ihrer weittragenden Feder mit auf den Weg geben, das dem Buch vorgesetzt werden könnte.
Ich bin fortgesetzt bemüht, Saladin dem deutschen Leserkreis zugänglich zu machen || und habe seither zwei weitere seiner Schriften veröffentlicht und noch einige weitere in Vorbereitung. Daß eine derartige Propaganda bislang noch eine recht undankbare ist, wird Ihnen gewiß ebenso bekannt sein wie die Thatsache, daß das Eintreten eines Gelehrten von Weltruf für einen derartigen Autor einen mächtigen Anreiz des Publicums bedeutet – wenigstens bei uns in Deutschland ist es so. Nachdem man nun in England – wo nach Heinrich von Treitschke die Heuchelei das Nationallaster bildet – bei der englischen Ausgabe Ihrer „Welträtsel“ Ihre Hinweise auf Saladin mit peinlicher Gewissenhaftigkeit unterdrückt hat, so glaube ich, wäre es schon Saladin gegenüber eine Art Rechtfertigung, ihn dafür bei uns umso mehr anerkannt zu sehen.
Es würde mich daher recht sehr freuen, keine Fehlbitte gethan zu haben. Selbstredend würden Ihnen betreffs Umfang und Tenor Ihres Geleitwortes von keiner Seite her irgendwelche Zumutungen gemacht werden, ich würde im Gegenteil die Andeutung riskiren, daß ein reichlicher Zusatz von attischem Salze namentlich bezüglich der Unterdrückung Saladin’s in „The world’s enigma“ hier gar nicht einmal schaden könnte.
Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung
Wolfgang Schaumburg
[„Gylfaginning“]