Scheffauer, Herman

Herman Scheffauer an Ernst Haeckel, San Francisco, 31. Mai 1909

651 Broderick Street,

San Francisco, California

31 Mai. 1909

Lieber Herr Professor:

Glücklich ist der Hut angekommen, und ich will Ihnen sogleich meinen allerbesten, herzlichsten Dank dafür sagen. Es hat mir eine grosse Freude gemacht und als ich den schönen weichen Biberfilz in meinen Händen hielt, da kam es mir beinahe vor als stande ich wieder in Ihre Gegenwart – im Laboratorium oder im Schiller Garten. Es war als ob Etwas von Ihrem Wesen oder Persönlichkeit in diese Kopf-bedeckung einkorporiert wäre – was auch wahr ist – denn Ihr ehrwürdiges und Homerisches Haupt hat ihn ja getragen, und unter dieses Tuch hat Ihr titanisches Hirn gearbeitet .

Der Hut hat grosses Aufsehen hier gemacht – alle meine Freunde haben ihn bewundert – am meisten hat die Grösse Ihres würdigen Kopfes Erstaunen || erregt. Den Zeitungen teilte ich nichts bei – den der Biberhut soll erst in meinem Artikel „publiziert“ werden. Er ist jetzt sorgfältig einbalsamiert geworden in das Originelle Kistchen – bis ich wieder vom Osten zurück kehre. So schnell will ich mich nicht von ihm trennen, so muss die Universität etwas warten.

Auch für die Zeitschriften und Beilagen mein tiefsten Dank! Das ist alles wertvolles Material für mich, dass ich gut bearbeiten kann. In zwei Tage reise ich nach New York, und da will ich auf der langen Fahrt Alles wieder durchstudieren. In New York geht es dann los – da kann man direkt mit den Redakteuren handeln.

Sehr interessant ist das Bild von Ihren geachtigten Eltern – ein edler, schöner Jüngling waren Sie, lieber Herr Professor! Und das Alte Geburtshaus! Vielleicht darf ich diese Illustrationen für mein Artikel benützen? – man kann sie kopieren, glaube ich. || Haben Sie vielleicht schon das Buch meiner Gedichte erhalten – mit das Walddrama? – nebst Bild? Es wurde mich freuen es zu wissen. Meine Addresse für das ganze Jahr vom Juni ‛09 bis Juni ‛10 ist die folgende:

Herman Scheffauer

c/o United Literary Press,

123 Fifth Avenue,

New York City

In New York kann ich dem Monismus grössere Dienste leisten als hier. Ich wollte Sie wüssten wie viele Leute schon durch mich „The Riddle of the Universe“ gelesen haben! Es ist eine Propaganda der Liebe und des Lichtes.

Mein magnum opus ist fertig. Vielleicht macht es Aufsehen, vielleicht fällt es ganz still im Lethe Fluss hinein?

Es ist möglich dass (wenn Alles gut geht) ich wieder nach Deutschland komme. Allein Sie zu sehen, werter Herr Professor, wäre die Reise wert. Leben Sie wohl und möge Ihnen die Jahren noch viel Ehre, Gesundheit und Freude bringen! Das ist der innige Wunsch Ihres getreuer Discipulus

Herman Scheffauer ||

P.S. Vor einer Woche war ich in Santa Rosa, Kalifornien, wo ich den berühmten Luther Burbank besuchte – das Genie der Pflanzenwelt der solche grosse Sachen mit seiner Dornenlose Kaktus und andere Gewächse geleistet hat. Er war ungeheuer in Sie interessiert – wusste Ihre a sämmtliche gedruckte Werke, und bat mich Ihnen seine allerliebsten und herzlichsten Grüsse auszurichten – nebst einer stetige Hochachtung. Im Falle dass Sie seiner Arbeiten interessieren kann ich Ihnen mehrere seine Pamphletten und Broschuren schicken

Ihr H. S.

a gestr.: gan

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.05.1909
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10407
ID
10407