Helene Freifrau von Heldburg an Ernst Haeckel, Meiningen, 15. Februar 1909
Meiningen
Schloss
Hochverehrter lieber Herr und guetiger Freund!
Nicht genug, dass die „ganze Welt“ morgen zu Ihnen kommt, auch die Freunde, die doch ruecksichtsvoller sein muessten, vermehren den Tross und die Briefplage. Und doch, wer Sie liebt und so innig verehrt wie wir, der kann || sich schwer entschliessen, still bei Seite zu stehen, so bescheiden er sich auch fuehlen mag, ohne Ihnen ein Gutes, koennte es doch ein Bestes sein!, auf den Lebensrest zu wuenschen. Ein langer, ruhig und behaglich geniessender, in der Freude über das Gethane, Erreichte, beglueckter, schoener Lebensrest! Er sei Ihnen beschieden, geliebter, ver-||ehrter Herr und Freund, an der Seite Ihrer lieben Frau, im Kreise stolzer Kinder, Enkel und Freunde! Moechten Sie uns auch zu den Letzteren zaehlen, und nun Sie Zeit haben die Huelle und Fuelle, oefter bei uns einkehren als seither!
Und nun kein Wort mehr, ausser dass wir wissen werden, wenn wir Ihren gedruckten || „Dank“ lesen, dass Sie auch unserer dabei gedacht haben. In inniger Verehrung alle Zeit, Hochverehrter, Ihre Ihnen von Herzen ergebene, fuer so Viel dankbare
Heldburg.
15.2.09.