Helene Freifrau von Heldburg an Ernst Haeckel, Altenstein, 9. November 1889
Schloß Altenstein 9.11.89.
Hochverehrter Herr Professor!
Auf die Gefahr hin, Ihnen unbescheiden zu erscheinen, muß ich mich heut doch noch einmal bei Ihnen einfinden und zwar mit meinem armen Bacon, den ich schon vor längerer Zeit von || England für Sie verschrieben hatte, hoffend Sie würden ihm und mir die Ehre anthun, ihm ein bleibendes Plätzchen in Ihrer Bibliothek einzuräumen. Ich weiß zu gut, wie sehr Ihre, in des Wortes eigenster Bedeutung, kostbare Zeit in Anspruch genommen ist, || als daß ich Ihnen ein Buch leihweise aufnöthigen und damit zum Lesen desselben drängen würde. Auch in Ihrem arbeitsvollen Leben kommen aber doch wohl von Zeit zu Zeit „Kunstpausen“, und in einer derselben erhoffe ich einen theilnehmenden Blick in das Leben und || Schicksal des so viel verkannten und doch so liebenswerthen Mannes. Auf alle Fälle bitte ich aber herzlich um Verzeihung für meine Kühnheit nicht nur, sondern auch darum, diese nicht als Zudringlichkeit ansehen zu wollen! – Der Herzog und ich sind || Beide eifrig mit Ihrer 8ten Auflage beschäftigt, und werden Sie uns bei einem erneuten Besuche besser vorbereitet für etwaige Deductionen finden, als seinerzeit in Heldburg. Wir senden Ihnen herzliche Grüße und ich bitte um die Erlaubniß mich nennen zu dürfen, hochverehrter || Herr Professor,
Ihre
Ihnen in Dankbarkeit
ergebene
Heldburg.