Sachsen-Meiningen, Georg II., Herzog von

Georg II., Herzog von Sachsen-Meiningen an Ernst Haeckel, Cap Martin, 26. April 1900

Cap Martin Hotel | 26.4.1900

Lieber Häckel!

Diesen Moment habe ich Ihre mich erfreuenden Zeilen erhalten und daraus ersehen, daß Sie eine zweite Reise in die Tropenwelt beschlossen haben. Sie haben sehr recht, vor dem Aelterwerden ein so bewundernswerthes Unternehmen auszuführen und würde ich der größte Gimpel meiner Bekannthschaft sein, ließe ich mir einfallen, Sie || daran hindern zu wollena. Ich freue mich sehr Ihres Osternachtentschlusses, weil ich von Ihnen weiß, in welch hohem Grade Sie für Naturgenuß empfänglich sind und weil die Reise Ihnen Gelegenheit geben wird, bis jetzt Ungeahntes zu entdecken. Seien Sie nur im Tropenklima etwas vorsichtig: Java besonders soll Gegenden haben, wo man im Hand Umdrehen Malaria bekommt; es sind das solche, die am Seeufer liegen. Es wäre deshalb rathsam, gerade in Java keine Ra-||diolarien, Medusen etc. zu fischen. Von Malaria ergriffen, würde es Ihnen besten Fallʼs hienieden wie in einem Jammerthale vorkommen! Ich sah an meinem Onkel, dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar, welcher OberstCommandierender der javaʼschen Truppen gewesen war, in welchen Zustand man durch das dortige Fieber versetzt werden kann. Er war ein corpulenter Mann gewesen, als er hinging, zurückgekehrt, hing die Haut an seinen Knochen wie Lappen.

Heute beendete ich Ihr Bölsches Lebensbild, das mich kolossal || interessirt hat. Ich hoffe es wird Manchem heiligen Respect vor Ihren Riesenarbeiten, Ihren großen Entdeckungen und Ihren Ueberzeugungsmuth einflößen.

Daß Ihre Frau Gemahlin noch an den Folgen der miserablen Influenza zu leiden hat, betrübt uns wahrhaft, wir hoffen, sie werde sich noch vor dem Abzuge nach dem Süden erholen. Meine Frau grüßt Sie aufʼs herzlichste und mit mir Ihre Damen.

Wir gedenken 3ten Mai Abends hier abzudampfen und 4ten Nachmittag auf der Villa Carlotta zu sein.

Mit besten Wünschen für Ihr und der Ihren Wohlergehen bin ich, lieber Häckel

Ihr

Ihnen herzlich ergebener

Georg

a eingf.: zu wollen

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
26.04.1900
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10240
ID
10240