Georg II., Herzog von Sachsen-Meiningen an Ernst Haeckel, Cap Martin, 4. April 1898
Cap Martin 4.4.98.
Lieber Häckel!
Für Ihre in dem Briefe vom 30sten ausgesprochenen guten Wünsche zu meinem Geburtstage empfangen Sie herzlichsten Dank. Erst mit heute ist vernünftiges Rivierawetter eingetreten; denn bis jetzt war es noch nicht sehr viel anders als im Saalthale. Wir verlassen übrigens übermorgen die Riviera, um nach Amalfi zu gehen. Sollten Sie docha noch einen Frühlingsausflug nach Italien machen, gehen Sie uns ja dort nicht vorüber! Ein solcher Ausflug wäre Ihrem Wohlbefinden schon heilsamer als ein etwas etwa noch nöthiges Zeichnen nach dem Mikroskop zu Vervollständigung || des Werkes „Kunstformen der Natur“, das Sie herausgeben wollen. Kann ich auf dieses Werk subscribiren?
Seiner Zeit machten Sie mich auf Gilleʼs Concertjubiläum aufmerksam. Ich wollte ihm bei dieser Gelegenheit einen höheren Ordensgrad zuwenden – die Vettern littenʼs aber nicht, deshalb mußte er sich mit dem Verdienstkreuz für Kunst u. Wissenschaft begnügen.
Meine Frau und ich grüßen Sie und Ihre Frau Gemahlin herzlichst, welchʼ Letztere hoffentlich nunmehr von ihrer Krankheit gänzlich erholt ist. Ihnen alles Gute wünschend, verbleibe ich Ihr
Ihnen von Herzen ergebener
Georg
a eingef.: doch