Friedrich Gegenbaur an Ernst Haeckel, München, 2. Juli 1902
München, 12. VII. 02.
Fritz Gegenbaur a
Hochverehrter Herr Professor!
Von Heidelberg aus schreibt man mir, daß Sie die überaus große Liebenswürdigkeit hatten mir die nächste Auflage Ihrer Schöpfungsgeschichte übersenden zu lassen. Ich erlaube mir Ihnen hiermit meinen ergebendstlichen Dank für dieses schöne Geschenk auszusprechen. Während meines Sommeraufenthalts werde ich die nötige Muße finden, um mein b Studium Ihrer Schöpfungsgeschichte zu erneuern.
Ich werde diesen Sommer am Lido verbringen, da ich von meinem hartnäckcigen Halsübel endlich einmal loszukommen wünsche. Zum Schluß werde ich dann nach Heidelberg gehen um an Papas Geburtstag nicht ferne zu sein. Sein körperliches Befinden hat sich im vergagnenen Jahre gräulich verschlimmert, außerhalb seines Hauses bedarf er stets fremder Hilfe. So ist es ein großes Glück, daß Mamas Gesundheit in der letzten Zeit sich gebessert hat und durch ihre Pflege Else nicht mehr so sehr in Anspruch genommen ist.
Indem ich mich Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, bestens empfehle, und Ihnen nochmals meinen ergebendlichsten Dank ausspreche, bin ich
Ihr ergebener
Dr F. Gegenbaur
a in lat. Schrift als Briefkopf abgesetzt b korr. aus nicht lesbarem Wort.