Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel , Heidelberg, 11. März 1900

Heidelberg, 11 Maerz 1900

Liebster Freund!

Lange habe ich gezögert, bis ich wieder zu einem Brief an Dich gelangt bin, denn das Briefschreiben ist mir fremd geworden. Es währte sehr lange Zeit bis ich in meinem Zustande, der in seiner Hauptsache das Alter ist, mich wieder gebessert ist, so daß ich wieder zu arbeiten vermag. Die Freude daran hatte mich allerdings nie verlassen, und das betrachte ich als ein großes Glück. Ich gehe auch wieder aus, wenn meine Wege auch nur kurze sind, und mich nicht weit vom Hause führen. Durch das zuweilen ganz abscheuliche Wetter ward || ich sehr lange im Hause, oder eigentlich im Zimmer gehalten! An Reisen darf ich nicht denken, oder vielmehr ich denke sehr viel daran, an die vergangenen nämlich, denn was wären sie werth gewesen, wenn sie einem nicht in der Erinnerung blieben, und diese ist es ja die im Alter das Beste bietet, und uns im Rückschauen noch frisch erhält. Möge es Dir, dem so viel jüngeren, dereinst nicht anders ergehen, das wünsche ich lebhaft, und sende Dir zum Schluße für Dich und die Deinigen

herzlichste Grüße!

C. Gegenbaur

Brief Metadaten

ID
10184
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Großherzogtum Baden
Datierung
11.03.1900
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
2
Format
11,4 x 17,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10184
Zitiervorlage
Gegenbaur, Carl an Haeckel, Ernst; Heidelberg; 11.03.1900; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_10184