Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 14. März 1897
Heidelberg, 14 März | 1897.
Liebster Freund!
Für Deinen lieben Brief, und die ihm vorangegangene, mir die Dir gewidmete Ovation verkündende Zeitung, sage ich Dir meinen besten Dank und melde zugleich meine große Befriedigung über den Inhalt beider. Ich bin zwar oftmals in Gedanken in Messina, muß aber bekennen, daß mich das vollkommen befriedigt, und nicht mehr die Lust erweckt, es nochmals dort zu versuchen. Das ist eben das Alter, daß es || seine Ziele hübsch in der Nähe steckt, wenn es überhaupt sieh noch mit Zielen befaßt.
Daß Du es mit der Pension Trapp (ich irrte in dem Namen) gut getroffen hast, freut mich; um so mehr als ich daraus auch ersehe, daß Frau Ohly zuverläßig ist. Ich würde auch nach St Remo gehen, da ich beabsichtige, demnächst wieder die Riviera aufzusuchen. Ich vernehme nun, daß Frau Sturm noch in Sta Margherita Pension hält, werde mich deßhalb dorthin begeben. Die Landschaft hat für mich große || Reize. Diesmal wird mich meine älteste Tochter begleiten, die sich von den Folgen einer Influenza erholen soll. Für den Fall mir es diessmal in Sta Margherita nicht convenirt, werde ich nach San Remo gehen. Vorläufig bleibt ersteres das Ziel welches ich nächsten Sonntag zu erreichen hoffe.
Dich auf Deinem Wege nach San Remo begrüßen zu können, würde mir eine besondere Freude sein, aber zu diesem Zwecke wäre nothwendig, daß Du diesen Brief früher erhieltest. So lebe denn wohl, melde den Deinigen meine beßten Empfehlungen und führe das Begonnene glücklich aus
Stets Dein
C. Gegenbaur