Gegenbaur, Carl

Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 28. Juli 1895

Heidelberg, 28. Juli | 1895.

Liebster Freund!

Mit größtem Bedauern und aufrichtigster Theilnahme erhielt ich die Kunde von Deinem Unfalle, den Dein jüngster Brief gemeldet hat. Das ist mehr als Pech! Wenn Du, wie Du schriebst, außer Schuld bist, so sind doch wohl die „schlechten Wege“ anzuklagen, die wir beide vor langer Zeit gemeinsam so oft beschritten. –

Nun heißt es Geduld, und die wünsche ich Dir von ganzem Herzen. Sie wird Dir nicht fehlen, und || so wird die Zeit sich kürzen, welche Dich ans Lager gefesselt hält. Daß mir durch den Unfall ein theures Wiedersehen entzogen ward, ist mir gleichfalls betrübend.

Ende nächster Woche schließe ich mein Semester, und werde dann bald die gewohnte Secessio in montem sacrum vornehmen, wo die Ruhe und Stille in der Waldeinsamkeit mich erfrischend umfangen wird.

Mein Fritz hat jetzt das Examen hinter sich, und wird nächstes Jahr, wenn er tauglich befunden wird, dienen. Es ist mir mit dieser Wende eine große Erleichterung geworden. ||

Nun nochmals meine Theilnahme an dem gefesselten Prometheus; und alle guten Wünsche für den Heilprozeß, denen sich auch die Meinigen anschließen.

Wie immer Dein aufrichtiger alter Freund

C. Gegenbaur

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
28.07.1895
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10151
ID
10151