Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 28. Oktober 1890

Heidelberg, 28. Oct 90

Liebster Freund!

Deine holländischen Mittheilungen habe ich mit rechter Befriedigung vernommen und mich aufrichtig darüber gefreut, daß dieser Ausflug Dir so viele angenehme Erlebnisse gebracht hat. Auch das Telegramm habe ich erhalten, mit Dank für freundliche Erinnerung!

Wegen Deiner Assistentenstelle könnte ich Dir einen ausgezeichneten jungen Mann in Empfehlung bringen, wenn Du nicht darauf bestehen solltest, daß derselbe sofort die Stelle antrete. Es ist Dr. E. Göppert, der Sohn des verstorbenen Referenten. Derselbe hat die ersten zwei Jahre hier studirt und ist mir dabei in sehr vortheilhafter Weise bekannt geworden. Im Vorjahre hat er hier die ärztliche Prüfung mit No. I bestanden, und dden Sommer bei mir gearbeitet, wobei er sich als ein gründlicher, gewissenhafter und auch denkender Untersucher erwies. Seine Arbeit | |kommt bald zum Drucke (Diss.). Er ist ein stiller etwas bedachtsamer, durchaus braver und zuverlässiger junger Mann, der sehr gute und wohl geordnete Kenntniße besitzt, und sich ausgezeichnet für jene Stelle eignen würde.

Gegenwärtig dient er sein zweites Halbjahr in Berlin ab, wird also erst am letzten März frei.

Wenn Du so lange warten resp. Dich mit einer Aushilfe versehen würdest, so würde G. wie ich nicht zweifle, die Stelle gerne annehmen. Nur die feste Ueberzeugung, daß Du mit dieser Persönlichkeit sehr zufrieden sein würdest, läßt mich diese Empfehlung in so warmem Tone halten. Mit den technischen Anforderungen, soweit solche nicht schon von anatomischer Seite beansprucht werden können, dürften sich keine Schwierigkeiten ergeben, da manuelle Geschicklichkeit entschieden vorhanden ist.

Du würdest mir einen Gefallen erweisen, wenn Du mir bald mittheilen könntest, in welcher Weise Du Deine Entscheidung || getroffen hast. Denn ich ließ G. sondiren, ob er etwa nach Jena gehen würde, resp. eine zoologische Assistentenstelle übernehmen würde.

Wir haben diesen herrlichen Herbst noch recht gründlich genossen und ich habe dank unserer Bergbahn, auch nicht die mindeste Lust zu einem weiteren Ausfluge verspürt. Jetzt ist es wieder etwas kälter und stimmt vollständig mit dem Beginne des Wintersemesters, welches mir sehr langsam ins Geleise kommen will.

Herzliche Grüße von Haus zu Haus.

Stets Dein treuer

C. G.

Das Geld habe ich seinerzeit richtig erhalten!

Brief Metadaten

ID
10121
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Großherzogtum Baden
Datierung
28.10.1890
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
14,0 x 22,5 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10121
Zitiervorlage
Gegenbaur, Carl an Haeckel, Ernst; Heidelberg; 28.10.1890; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_10121