Gegenbaur, Carl

Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 22. Mai 1887

Heidelberg, 22. Mai | 87.

Liebster Freund!

Endlich kann ich wieder freier aufathmen und beeile mich Dir meinen besten Dank auszusprechen für den lieben Brief und die in ihm geäußerte Theilnahme, dann aber auch für die gewichtige Sendung, deren Inhalt mich zu lebhaften Glückwünschen auffordert.

Der Zustand meiner Frau ist seit drei Tagen recht befriedigend; täglich eine kleine Besserung! Seit 8 Tagen haben die Schüttelfröste aufgehört, die während mehrerer Wochen, täglich mehrmals bestanden, und mit hochgradigen Fieber (bis 41°) einhergingen. Diagnose ist dunkel. Es war erst an Meningitis, dann an Typhus, auch an Malaria gedacht worden. Ein purulenter Proceß im Abdomen lag näher, hat aber gar keine positiven Localsymptome. Doch mir ist das jetzt ziemlich einerlei, wenn nur die Besserung andauert! ||

Die durch lange Wochen genährten Befürchtungen haben begreiflicherweise auch mich heruntergebracht, und noch fehlt mir die zur Arbeit nöthige geistige Sammlung. Mit Noth habe ich meine Vorlesung halten können! Ich hoffe daß fortschreitende Besserung auch bei mir günstig wirken wird.

Mit besten Grüßen, auch an Deine liebe Frau

Dein

treuer CG.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.05.1887
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10092
ID
10092