Gegenbaur, Carl

Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, [Heidelberg], 4. Mai 1887

4/5 87.

Liebster Freund!

Die Freude über Deine glückliche Rückkehr wird mir durch den Zustand meiner Frau getrübt, der mich seit längerer Zeit peinigt. Nachdem ihr altes Leiden sich den Winter über etwas verschlimmerte, trat Anfang April eine bedeutende von Fiebererscheinungen begleitete Verschlimmerung ein. Da sie befürchtete meine damals beabsichtigte Abreise zu vereiteln, hielt sie sich noch außer Bette. Mir schien aber doch die Sache bedenklich, ich verschob daher die Reise, bis ich sie, bald, aufgeben mußte. –

Seit drei Wochen besteht heftiges Fieber, bis zu 41°! Antipyretica bringen zeitweise Linderung. Objective Symptome fehlen bis heute! Ich zog neulich Koßmann bei, der einen supparativen Prozeß ||| für wahrscheinlich hält. Daran hatte ich gleich von vornherein gedacht. Nachweisbar ist nichts! Der ganze Zustand erinnert mich an das vor 18 Jahren durchlebte. Kräftezustand noch leidlich. Hoffnung kann ich aber doch keine mehr haben!

Bisher beklage ich meine armen Kinder! Else soll noch nächstes Jahr confirmirt werden. Wir und sie selbst wünschten das so. Meinen Zustand wirst Du begreifen.

Lebe wohl!

Dein tief bewegter

CG.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.05.1887
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10091
ID
10091