Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 12. August 1881
Heidelberg, 12. Aug. |1881.
Liebster Freund!
Endlich komme ich dazu einen Brief zu versuchen, und da sollst Du der Erste sein, dem ich meinen besten Dank für die a meiner Krankheit bewiesene Theilnahme übersende. Es war ein schwerer Schlag der mich getroffen hatte und von dem ich mich zwar stetig, aber doch nur sehr langsam erhole. Jetzt bin ich soweit daß ich an die Ausführung eines Ortswechsels denken kann, den die Aerzte wünschen. In einigen Tagen werde ich nach Thun, später wohl an den Genfer See gehen. Meine Tochter wird mich begleiten. Ich hoffe dann auch wieder zum Gebrauche meiner Beine zu kommen deren größte Leistung bis jetzt der halbe Schloßweg war!
Gerne hätte ich Dich vor Deiner Abreise noch einmal gesehen, allein ǀ |ich begreife, daß Dich die Vorbereitungen zu einem solchen Unternehmen sehr in Anspruch nehmen. Um so mehr hoffe ich, Dich im nächsten Jahre wieder begrüßen zu können! Ich will Dich einstweilen mit meinen besten Wünschen begleiten, mögest Du Deine Zwecke voll und ausgedehnt erreichen und frischen Muth schöpfen für die Fortsetzung einer Thätigkeit die Du mir arg zu verkennen scheinst. Wenn es mir mit der Coordination meiner Muskelaction besser gehen wird, als jetzt, erhältst Du Nachricht von mir, für jetzt nimm mit diesen Zeilen vorlieb!
Mit besten Wünschen von Haus zu Haus und brüderlichem Kuß und Gruß sagt Dir herzliches Lebewohl Dein
treuer
CGegenbaur
a Gestr.: Theil.