Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 16. März 1879
Heidelberg, 16. März | 1879
Liebster Freund!
Danke für heute erhaltene Zusendung! Beiliegend erhältst Du die Schweinsfüße; die hoffentlich gut ankommen werden. Zugleich lege ich 12 Mk für den Band der Jenaischen Zeitschrift bei. Für den Supplementband habe ich aber davon noch nichts bezahlt. Von diesem habe ich aber nur das II. Heft erhalten, dieses aber zweimal, das zweitemal auf Reclamation des ersten, mir annoch fehlenden Heftes. Deshalb folgt das überzählige Heft retour.
Die Rabl’sche Arbeit habe ich jetzt durchgesehen, sie ist vortrefflich, viel besser als seine früheren. Solche Dinge machen mir die Redaction leicht. Anders mit Anderen! So hat mir eine Klingsche Carcenarienarbeit schon eine Reihe Abende gekostet, jetzt für die Correctur. Rabl wird doch nicht ins Claus’sche Lager übergehen, da er jetzt in Wien ist? ||
Deinen Auftrag wegen K. F. habe ich so gut als thunlich besorgt. Kann aber nicht sagen was es helfen wird. Er ist gegenwärtig sehr nervös, und klagt über manche Beschwerden, die ihm eine Erholung nöthig machen. Uebrigens ist auch bei uns das Wetter wenig anmuthig gewesen. Vorige Woche hatten wir einen zweiten Schneefall der selbst nach einigen warmen Frühlingstagen, wie deren gestern und heute waren, seine Spuren an den Nordabhängen der HöhenS hinterließ.
Daß Fürbringer nach Amsterdam gehen wird, hast Du wohl schon auf anderen Wegen gehört. Ich betrachte dieses Ereigniß mit sehr gemischten Empfindungen, denn ich verliere viel an ihm. Für ihn wird Ruge Prosector, nachdem er sich habilitirt haben wird. Er ist in vielen Stücken sehr tüchtig, und ich werde keinerlei Noth leiden, allein F. war mir durch 10 Jahre sehr nahe getreten, und war der liebenswürdigste Assistent. Für ihn wie für die Sache ist es freilich am || besten daß er geht, was, wie ich hoffe, erst im Sommer stattfinden wird. Sonst hast Du wohl mal von Deinem Neffen, der jetzt in J. sein wird, über Heidelberg manches gehört. Dein Neffe hat sich sehr gut entwickelt, und man darf Deinem Bruder Glück wünschen. Ich kann sagen, daß ich mich sehr freute zu sehen wie‘s bei den jungen Manne immer heller ward. Sein Tent. physicum ist gleichfalls vortrefflich ausgefallen.
Bei mir im Hause ist es letzte Zeit etwas besser gegangen, wenigstens bei den Kindern die aber wieder die Continuität einer Angina entwickelten. Allein meine Frau war jüngst wieder recht leidend, an ihrem alten Uebel, an das ich freilich jetzt schon sehr gewöhnt bin!
Hoffentlich ist es bei Dir gut! Das wünsche ich von Herzen und sende schließlich noch viele Grüße von Haus zu Haus
Stets Dein aufrichtiger
CGegenbaur
Neulich erhielt ich vom großen Reisenden Miklucho einen Brief, aus Australien wohin er Alles mögliche gesandt haben will!!!