Wilhelm Olbers Focke an Ernst Haeckel, Bremen, 8. Mai 1921
Stein-Kreuz 5, Bremen, 8. Mai | 1921.
Sehr geehrter Herr Häckel!
Gestern erhielt ich durch den Verleger Koehler die mir schon von Ihnen angekündigten gedruckten Jugendbriefe Ihres Vaters, die ich zum Teil schon a durchgesehen habe, natürlich mit grösstem Interesse. Die letzten dieser Briefe fallen schon in die erste Zeit meiner Bekanntschaft mit Ihrem Vater, manche der darin genannten Persönlichkeiten waren mir wohl bekannt.
Für Ihren freundlichen Brief vom 18. v. M. sage ich Ihnen meinen besten Dank, zumal da ich gegen die ersten Anknüpfungen des Herrn Diedr. Plate anfangs wegen seines Namens etwas misstrauisch und zurück-||haltend war. Seit ich den Sachverhalt kenne, bin ich natürlich gern bereit, Ihnen und Ihren Freunden alles zur Verfügung zu stellen, was für eine Häckel-Biographie von Interesse sein wird.
Unter den Haeckel-Bildnissen, welche ich besitze, befindet sich ein in Wien aufgenommenes, auf dem auch Krabbe, Cowan und ich Platz gefunden haben. Auf Häckels Wunsch habe ich einige Photographien dieses Bildes aufgenommen, unter Weglassung des uns ferner stehenden Cowan. Häckel selbst zeigt sich auf diesem Bilde nach meiner Meinung sehr günstig in voller Jugendkraft, wenn auch Bilder in grösserem Format immerhin Vorzüge besitzen.
Mit einigen von H.s Freunden habe ich näheren Verkehr gehabt, so namentlich mit Beckmann (Würzburg), Krabbe, Chamisso, Ascherson und Anderen, doch || weiss ich von vielen, die ich zeitweise (in einzelnen Jahren) öfter gesehen habe, wenig zu erzählen. Die Einzelheiten über die Personen verblassen, wenn man nicht öfter wieder an sie erinnert wird. Immerhin – was ich noch weiss, steht Ihnen und den Mitarbeitern an der Biographie gern zur Verfügung.
Mit verbindlichstem Danke und Grusse zeichne ergenest
Ihr W. O. Focke
(Dr. med. Medizinalrat).
a gestr.: schon