d. 11/11 68.
Liebe Agnes!
Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief, ich freue mich sehr, daß Du Dich mit dem Kleinen so wohl fühlst. Gott sei ferner mit Euch. Sonnabend wollt Ihr nun das liebe Kindchen taufen lassen, in Gedanken werde ich bei Euch sein: ist es doch für die Eltern ein so wichtiger Tage, da sie geloben ihr Kind nach den || Lehren Christi zu erziehen. Und da laßt Euch durch nichts irre machen, die rechte, erste Grundlage des sittlichen Lebens ist unzertrennlich von der Religion; im Hause muß das gepflegt werden, und hauptsächlich von der Frau; so wird Euch Beiden, und besonders Dir, meine liebe Agnes, am Tauftage das Seelenheil Deines || Kindes an’s Herz gelegt. Jede Mutter muß viel für ihr Kind leiden; aber dafür wächst sie auch innerlich mit demselben zusammen. Gott gebe Euch viel Freude am Gedeihen des Jungens! –
Wie gerne sähe ich Euer liebes Kindchen! Es freut mich, daß Du ein Kindermädchen gemiethet hast, freilich noch sehr jung, nun wenn sie nur vorsichtig und sorgsam ist; gewöhne nur ja den Kleinen || zum Liegen, daß das Mädchen das Kind nicht zu viel trägt; Du wirst überhaupt sie sehr beaufsichtigen müssen. –
Vater und Tante Gertrude freuen sich bei Euerem Kindchen Gevatter zu stehn. Vater wird nächster Tage selbst schreiben.
Grüsse Deine liebe Mutter und Deine Schwestern herzlich von mir.
Gott sei mit Euch, und gebe Euch einen heiteren Tauftag.
Mit treuer Liebe
Deine Mutter Lotte.