Plate, Ludwig

Ludwig Plate an den Prorektor der Universität Jena, Berlin, 3. Januar 1909

Berlin NW 40 Beethovenstr. 1III den 3. Januar 09.

Ew. Magnifizenz!

Soeben erhalte ich Ihr Schreiben vom 28. Dez. 08. Bis jetzt ist mir von Se. Excellenz dem Herrn Kurator noch nicht mitgeteilt worden, ob die von mir, teils mündlich, teils schriftlich gestellten Bedingungen von den Regierungen angenommen worden sind. Ehe ich nicht ein diesbezüglich genau formuliertes Schriftstück in den Händen habe, kann ich Ihnen die gewünschte förmliche Annahme des Rufes nicht übersenden im Interesse einer baldigen Erledigung || meiner hiesigen Nachfolgerschaft wäre es mir sehr lieb, wenn baldmöglichst mir folgende 3 Punkte officiell bestätigt würden:

1) Das Gehalt beträgt 5200 M jährlich und steigt bis 6000 M durch eine Zulage von je 400 M nach je 4 Jahren.

2) Das Gehalt läuft im Falle von Invalidität oder Pensionierung bis zum Tode.

3) Bezüglich der Erträgnisse der Ritter Stiftung sollen folgende Abmachungen gelten:

a. Die von Exzellenz Haeckel getroffenen und von den Regierungen genehmigten Bestimmungen gelten nur bei Lebzeiten desselben, später können sie von seinem Amtsnachfolger aufgehoben oder geändert werden entspre||chend der Bestimmung der Stiftungsurkunde, dass die Erträgnisse zu verwenden sind „nach freiem Ermessen des jeweiligen Ordinarius“.

b. Bei Lebzeiten von Exzellenz Haeckel müssen mindestens 3600 M jährlich für die Zwecke des zool. Instituts (Bibliothek, wissenschaftliche Arbeiten und Reisen, Honorierung von Hülfskräften) reserviert bleiben.

c. Sollte bei Lebzeiten von Exzellenz Haeckel Prof. Ziegler fortberufen werden, so wird das Gehalt seines Nachfolgers auf 1500 M festgesetzt, und sollte Prof. Philippi fortberufen werden, so geht diese Professur ein, da die Pflege der allgemeinen Geologie nur in losem Zusammenhange mit der Entwicklungslehre steht. ||

Wir kommen wohl am raschesten zum Ziel, wenn Sie diesen Brief dem Herrn Kurator einhändigen mit der Bitte

1) sich von Exzellenz Haeckel schriftlich bestätigen zu lassen, dass er mit diesen schon mündlich besprochenen Bestimmungen einverstanden ist;

2) schriftlich und ausführlich mir die Anerkennung und Genehmigung der obigen Wünsche mitzuteilen sowie ich dies schon in meinen letzten Schreiben an den Herrn Kurator erbeten hatte.

Sobald ich dieses Schreiben von Herrn Kurator erhalten habe, werde ich Ew. Magnifizenz umgehend die förmliche Annahme des Rufes zugehen lassen. Jene Punkte müssen aber unbedingt ganz genau schriftlich abgemacht sein, damit Meinungsverschiedenheiten später nicht aufkommen können.

In vorzüglicher Hochachtung

Ew. Magnifizenz ganz ergebenster

Ludwig Plate

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
03.01.1909
Entstehungsort
Zielort
Jena
Besitzende Institution
Universitätsarchiv Jena
Signatur
UAJ, BA 924, 13r-14v
ID
47906