Gelzer, Heinrich Karl Guido

Bericht des Dekans der philosophischen Fakultät, Heinrich Gelzer, Jena, 26. Juni 1884

Magnifice!

Senatus illustris!

Jena, den 26ten Juni 1884.

Bericht der philosophischen Fa-

cultät die Zulassung des Dr.

phil. Regel zur Habilitation

als Privatdozent betreffend.

Herr Christian Friedrich Leopold Regel, geboren auf Schloß Tenneberg bei Waltershausen (Sachsen-Gotha) am 17. Januar 1853, hat seine Studien in Jena gemacht und sich im Sommer 1875 durch eine botanische Dissertation den philosophischen Doctortitel erworben.

1877 bestand er das Staatsexamen und erlangte für die Naturwissenschaften die obere, für Chemie und Mathematik die mittlere facultas docendi. Durch eine zweite Prüfung erwarb er sich im Sommer 1880 die obere facultas für Geographie, die mittlere für Geschichte. Sein Probejahr absolvierte er zur Hälfte an || der Realschule I. Ordnung zu Lippstadt, zur anderen am hiesigen Carolo-Alexandrinum. Als Lehrer war er außerdem an der städtischen Realschule zu Braunschweig, am Keferstein’schen und Schroeter’schen und ist jetzt noch am Stoy’schen Institut thätig.

Nachdem er sich bereits mehrfach als Schriftsteller und namentlich als Sekretär des thüringischen geographischen Vereins bekannt gemacht hat, legte er zum Behuf der Habilitation ein großes Werk: „Die Siedelungen im nordwestlichen und zentralen Gebiete des Thüringer Waldes, ein Beitrag zur Siedelungslehre Thüringens“ vor. Der Verfasser versucht sich dabei auf einem wenig betretenen Gebiete, dass durch den Umfang den Anforderungen, die es zugleich an die naturwissenschaftliche wie historische Bildung des Forschenden stellt, und durch die Weitschichtigkeit des heranzuziehenden Materials, nicht unbedeutende Schwierigkeiten bietet. Die ganze Arbeit zeichnet sich aufs Vorteilhafteste durch die Weite der Gesichtspunkte und die stets auf breitester Basis aufbauende Methode der Forschung aus. Der Verfasser zeigt sich nicht nur in der Landeskundlichen Literatur des betreffenden Gebietes, sondern auch in der einschlägigen allgemeinen geographischen sehr gut bewandert, beweist || Urtheil und vor allem klaren Blick für die Grenzen und Lücken unseres gegenwärtigen Wissens. Die Arbeit wird als ein wesentlicher Beitrag zur wissenschaftlichen Landeskunde Deutschlands von den Geographen freudig begrüßt werden, und die Facultät hat ihn deshalb ohne das geringste Bedenken zum Colloquium zugelassen. Im Verfolge desselben gab Herr Dr. Regel zunächst umfassende Auskunft über die Entwicklung der Geographie als Wissenschaft und die Bedeutung Humboldts, Ritters und Peschels für dieselbe, ferner schilderte er eingehend die geographischen Verhältnisse einiger durch die neuesten Entdeckungen in den Vordergrund getreten Gebiete Afrikas und der Nordpolargegenden.

Auch die physikalische Grundlage seiner Wissenschaft ist ihm wohl bekannt.

Der Gesamteindruck des Colloquiums war, daß der Habilitand eine gründliche, wissenschaftliche Bildung auf dem Gebiete der Geographie besitzt.

Die Subsistenzmittel für einen anständigen Lebensunterhalt sind gesichert.

So richtet denn Ordo Amplissimus an Senatum illustrem die Bitte um empfehlende Weiterbeförderung des Habilitationsgesuchs an die || Durchlauchtigsten Erhalter unserer Universität.

Hochachtungsvollst verharrt

Die philosophische Fakultät.

Dr. Gelzer

d. Z. Decan

 

Letter metadata

Datierung
26.06.1884
Entstehungsort
Zielort
Jena
Besitzende Institution
Universitätsarchiv Jena
Signatur
UAJ, BA 460, 125r-126v
ID
47894