Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Berlin 25. April [1871]

Berlin d. 25sten April

Liebe Agnes!

Herzlich danke ich Dir für den übersandten Reisebericht; es freut mich, daß unser Ernst soviel erlebt und gesehn hat, was ihm Freude gemacht. Wie dankbar freue ich mich mit Dir daß er auch alles glücklich überstanden hat. – Möge er nun auch bei seiner Heimkunft seine liebe Frau besser finden, und beide Kinder gesund. –

Soviel habe ich jetzt immer Deiner gedacht, und wünsche sehnlich || mal recht ausführlich über Dein Ergehn zu hören; auch ob Dein kleines Mädel nun besser gedeiht? auch hast Du mir nicht geschrieben ob Du es mit der Amme gut getroffen hast? Darfst Du denn noch immer nicht ausgehn, ich denke immer: frische Luft würde Dich stärken; auch wenn Du baden könntest. –

Hoffentlich werden wir doch im Sommer || die Freude haben: Dich mit den Kindern hier bei uns zu sehn. Es ist mir so wehmüthig daß wir Euch gar nicht mal hier haben, und ich sehne mich recht nach Euch. – –

Das Bildchen, was Du mir von Walterchen geschickt hast, macht mir viel Freude. –

Heute Mittag waren Theodor mit seiner Frau und den beiden ältesten Kinder bei uns, dazu waren Karl und Clara aus Potsdam gekommen, ferner Heinerich mit seiner Frau, Schwester Bertha, || mein Bruder Julius hatte zugesagt, kam aber nicht weil er sich unwohl gefühlt, Bertha Piene war hier, so waren wir doch 12 Personen. Von unserem Ernst bekam ich diesen Nachmittag ein paar Zeilen aus München, darnach denkt er ja schon übermorgen bei Dir zu sein. Wie freue ich mich für Euch, Gott gebe Euch ein frohes Wiedersehn. – Für heute, meine liebe Agnes, sage ich Dir gute Nacht; ich bin sehr müde, und doch wollte ich gerne noch mit Dir plaudern. In treuer Liebe Deine

alte Mutter.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
25.04.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36997
ID
36997