Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Berlin, 25. Oktober 1882
Berlin 25/10 82
Liebe Agnes!
Diesmal bekommst Du meinen Glückwunsch zu Deinem morgenden Geburtstag von mir aus Berlin, aber nicht minder herzlich als Du ihn aus Potsdam erhalten würdest. Gott erhöre mein Flehen und gebe Dir im neuen Lebensjahr Gesundheit und viel heitere Tage, vor allem Freude am Gedeien der Kinder. Am vorigen Geburtstag war Ernst fern, und lag die Zukunft bang und schwer vor Dir, und nun können wir mit Dank an die Zeit zurück denken. ||
Jetzt beschäftigt Euch viel der Bau eines eigenen Daheim, möge es Euch recht befriedigen, und Ihr viel glückliche, heitere Tage darin erleben. Mein Wunsch war,: Dir zu Deinem Geburtstag eine kleine Freude zu machen, dadurch, daß ich Dir etwas schickte zum Ausschmuck des neuen Hauses, aber ich wußte nicht was, und finde dann besser: Ihr bestimmt selber wie alles im Einklang werden soll, und werde daher bitten, daß, wenn ich noch bei der Einrichtung lebe, ich mich beteiligen darf bei der Ausschmückung. ||
a Damit Du aber an Deinem Geburtstag nicht ganz leer ausgehst, bitte ich Dich beifolgende Kleinigkeit durch Deinen Gebrauch zu ehren. –
Seit vorigen Donnerstag bin ich hier, und habe meine liebe Bertha gesund gefunden, und werde wohl noch bis nächsten Montag bleiben. An Berthas Geburtstag kamen so viel Gratulanten und Briefe, daß man ganz wir wurde; unter erstern war auch Deine Schwester mit Mann, Marie sah sehr wohl aus, Ernst fand ich aber sehr alt geworden. – – ||
Unsere Lieben in Potsdam habe ich alle wohl verlassen: Karl, das junge Paar und Hermann waren Freitag Abend eine Stunde hier; und künftigen Freitag will Marie mit Siegfried her kommen, worauf ich mich sehr freue. Hoffentlich feiert Ihr den morgenden Tag recht heiter und ungetrübt, grüsse meinen lieben Ernst, Deine Schwester Clara und die Kinder herzlich von mir; in Gedanken wird bei Euch sein
Deine
Dich herzlich liebende
alte Mutter Lotte.
a gestr.: Seit