Potsdam 27/8 78
Liebe Agnes!
Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief mit der Sendung von Ernstens, den ich ihm sorgfältig aufheben werde; ich hatte große Sehnsucht von ihm zu hören, und wollte schon gestern bei Dir anfragen nach Nachricht von ihm, konnte aber nicht schreiben, da gestern das Kopfweh was mich jetzt fast täglich quält, so stark war, daß ich gar nicht schreiben konnte. Da es nun || etwas besser ist, habe ich gleich ein paar Zeilen an Ernst geschrieben, und lege sie Dir bei mit der Bitte sie mit an Ernst zu schicken. Wenn es Dich nicht langweilt, kannst Du sie vorher lesen.
Sehr leid ist es mir, liebe Agnes, daß Du mit den beiden ältesten Kindern Husten etc. hast, und wünsche nur, daß es bald besser wird, bei dem Wetter, was wir jetzt immer haben, ist es kein Wunder. Hoffentlich höre ich bald Gutes von Euch. || Von Bertha hatte ich gestern eine Karte, der geht es auch nicht gut, sie hat ein Zahngeschwür. –
Daß Deine liebe Mutter solche Sorge um ihren kleinen Huschke gehabt, thut mir leid, nun es ist nur gut daß es besser ist, die Difteritis ist eine zu tückische Krankheit.
Durch die Hochtzeitsfeierlichkeiten bei Hofe ist in diesen Tagen ganz Potsdam in Alarm gewesen, wovon Deine alte, kröplich Mutter natürlich nichts gesehn hat. – ||
Deine liebe Mutter bitte ich herzlich von mir zu grüssen; wie auch Dein liebes Kleeblatt.
Gott behüte Dich mit den Kindern. Behalte lieb
Deine
alte Mutter
Lotte