Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Berlin, 24./25. Oktober 1876

Berlin 24/10 76

Liebe Agnes!

Diesmal erhälst Du meinen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag aus Berlin, wo ich seit 8 Tagen bei Bertha bin, und morgen denke heimzureisen. Von Herzen wünsche ich daß Du Deinen Geburtstag gesund und heiter mit Mann und Kinder verleben mögst. Gott schenke Dir Gesundheit und viel Freude an den Kindern. Möge Euer häusliches Glück möglichst ungetrübt bleiben. – ||

Hierbei schicke ich Dir zum Geburtstag ein Kleid und wünsche, daß es Dir gefällt und Du es in Gesundheit verbrauchst. Gewiß ist Deine liebe Mutter an Deinem Geburtstag bei Dir, und ich bitte sie herzlich von mir zu grüssen, und sage ihr, ich habe ihre Tochter Marie recht wohl aussehend gefunden, als sie Freitag früh kam, um Bertha zum Geburtstag Glück zu wünschen; leider waren sie verhindert den Abend herzukommen, wozu Bertha || sie gebeten hatte. –

Ich habe mich sehr gefreut, länger mit Bertha zusammen zu sein, so viele Verwandte und Freunde wiederzusehn, und besonders mich mit Bertha aus sprechen zu können. Viel Besuch war bei Bertha, und ich bin auch einigemale ausgewesen, was jetzt in Berlin durch die Pferdeeisenbahn sehr erleichtert ist. Freitag kamen früh viel Gratulanten, und Abends war eine Gesellschaft von 20 Personen hier; Sonnabend || waren wir bei Tante Sack, die ich sehr gealtert fand; Sonntag zu Mittag waren wir bei Heinnrich Sethe, zum ersten Mal war ich bei ihm in ihrem Hause, Gertrud sieht elend aus, die Kinder waren frisch und sehr nett, ich mußte immer denken, wie nett es wäre, wenn sie mal mit meinen jenenser Enkeln zusammen wären; gestern machten wir Besorgungen in der Stadt, natürlich mit Benutzung der Eisenbahn; || Abends waren Brunnemanns und Agnes Sack und Bertha Pine hier zu einer Spielpartie; heute Vormittag waren wir auf dem Kirchhof und besuchten die Gräber unserer Lieben, wenn ich auch mich dort nicht näher ihnen weiß, so ist es mir doch immer lieb hinzugehn. Zu Mittag waren Bertha und Adelheid Sethe hier, und blieben bis nach 7 Uhr hier, wo sie zu Georg Reimer gebeten waren. – ||

Mittwoch den 25sten

Gestern Abend, meine liebe Agnes, konnte ich nicht fertig schreiben; und da ich heute Nachmittag nach Potsdam fahren will und noch zu packen habe, kann ich heute nicht mehr wie ich wollte an Ernst schreiben, und bitte Dich ihn herzlich von mir zu grüssen und ihm zu sagen; daß es mir gut gehe, und ich ihm bald ausführlich schreiben würde; meine Zeit ist heute so sehr dadurch verkürzt, || daß ich heute noch Berthas Badekabinet benutzt habe, und ein Bad genommen, wonach icha schon lange Verlangen hatte; und was in Potsdam schwierig für mich ist. –

Also nochmals Gottes Seegen für Dich und Dein Haus, grüsse Mann und Kinder, seid morgen recht fröhlich miteinander und gedenkt

Euerer

alten Mutter

Lotte.

a irrtüml.: in

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
25.10.1876
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36712
ID
36712