Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Berlin, 26. September 1870
Berlin 26/9 70.
Liebe Agnes!
Diesen Abend habe ich ein paar Zeilen von Ernst aus Bonn erhalten, wo er vorgestern Abend glücklich angekommen ist. Er versichert mich, daß er ganz gesund ist, was mir eine große Beruhigung ist, da ich recht besorgt war, die Strappatzen der Reise könne ihm geschaden haben. Er denkt Donnerstag oder Freitag hier anzukommen. Wenn Du also mit Deinem Putchen || ihn hier überraschen willst, dann mußt Du eilen.
Ich glaube wohl, daß Ernst Dir auch seine Ankunft in Bonn gemeldet hat, da er aber sehr eilig geschrieben hat, so wollte ich es Dir lieber gleich noch mittheilen.
Für Deinen [!] letzten Zeilen bei Ernstens Reisebericht danke ich Dir herzlich. Es freut mich, daß Du mit Walterchen gesund bist, und daß Ihr beide Lieben, Euch || fleißig Bewegung macht. –
Wie wird Ernst sich freuen wenn er bei seiner Heimkehr Euch gesund und munter wieder findet. – Unser lieber Junge wird ja nun am 29sten schon 2 Jahr; da er noch keinen Brief erhalten kann, so richte ich an seine Mutter die Bitte für ihn meinen herzlichen Glückwunsch in Empfang zu nehmen. Gott erhalte Euch das liebe, süsse Kind. –
Möge es fort während körperlich und geistig sich zu Euerer Freude entwickeln. ||
Wie gerne sähe ich Dich mit dem Kinde! – –
In Potsdam geht es gut, Bertha ist noch dort. –
Vater ist auch wohl, und freut sich sehr auf Ernst, er grüßt Dich herzlich. –
Ich habe unruhige Wäschtage gehabt, morgen ist Plättvergnügen. – –
Nun, gute Nacht, meine liebe Agnes, Dir und Deinem Kindchen in Gedanken einen herzlichen Kuß von
Deiner
alten Schwiegermutter
Lotte Häckel.