Dohrn, Anton

Anton Dohrn an Ernst Naumann, Berlin, 18. Februar 1864

Berlin. 18. II 64.

Lieber Naumann!

Dein Brief hat mich überaus ergriffen. Noch keine Trauerbotschaft hat solchen Eindruck auf mich gemacht, als diese. Ich habe kürzlich eine beinah mütterliche Freundinn, die auch die verstorbene Frau unsers armen Freundes gekannt und geschätzt hat, verloren, aber von der Unmittelbarkeit, mit welcher dieser neue Verlust mich betroffen hat, war damals keine Spur. Es kann einem Freunde Häckels nicht anders gehen, der gute Mensch hat wahrlich wie je einer sich sein Glück verdient, und gäbe es eine Vorsehung, so müsste sie ungerecht sein, wie nur je ein Mensch gewesen ist, um ein solches Glück zu vernichten. Ich fürchte mich förmlich den armen Freund zu sehen, ich glaube ein so übermächtiger Schlag muss selbst den Gesundesten, und das ist er, zertrümmern. Sag ihm, bitte, einen Gruss von mir; Trost und Hülfe giebt ihm ja doch kein Mensch, und nur das Gefühl, dass wirkliche Freunde seinen Verlust kennen und verstehen, kann ihm mit der Zeit Erleichterung gewähren. Vieler Worte bedarf es nicht. Könnt’ ich, so möchte ich Euch auf ein Paar Stunden sehen, aber es geht nicht. Lass mich, bitte, Näheres wissen, und rechne bald auf einen neuen Brief von mir.

Dein Anton Dohrn

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.02.1864
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 3286
ID
3286