Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, Friedrichshagen, 13. November 1899
Friedrichshagen Ahorn Allee 22.
13. Nov. 99.
Lieber Herr Professor!
Anbei mein kleines Buch, in dem Sie vielleicht die (etwas karrikierte) Skizze des alten Vogt interessieren wird. Ich selbst folge nächste Woche Dienstag (also am 21. Nov.) nach. Ich werde wohl um 2 Uhr etwa in Jena eintreffen und etwa bis Donnerstag Abend bleiben. Ich freue mich außerordentlich auf den Besuch, wenn er auch diesmal kurz sein muß. Ich habe || bis Weihnachten noch eine solche Arbeitslast vor mir, daß ich mit jedem Tage geizen muß.
Dieser Tage waren meine Frau und ich bei Frl. Sethe, mit der wir ein paar prächtige, erinnerungsreiche Stunden verbracht haben. Sie ist doch noch ganz fabelhaft frisch!
Haben Sie das Augustheft der „Deutschen Rundschau" gesehen?
Mit größter Freude habe ich das neue Heft „Kunstformen" durchgemustert, ich bin || in dieses Werk ganz verliebt.
Haben Sie die schönen Tierbilder (Momentphotographien) gesehen, die der Direktor des hiesigen Zoolog. Gartens, Heck, in zwanglosen Heften neuerdings herausgibt?
Mit herzlichsten Grüßen
(auch von meiner Frau, die Ihnen noch besonders danken läßt)
Ihr W. Bölsche
Frau und Kleiner sind inzwischen in bestem Wohlsein von Ihrer „Weltfahrt" nach Cöln hier wieder eingetroffen.