Walther May an Ernst Haeckel, Kassel, 28. September 1906
Cassel, 28. Sept. 06.
Sehr geehrter Herr Professor!
Für die freundliche Übersendung Ihrer gegen Chwolson gerichteten Schrift „Monismus und Naturgesetz“ danke ich bestens. Ich werde sie für meine kleine, Ihnen gewidmete Biographie noch verwerten.
Ich weiß nicht, ob Herr Verlagsbuchhändler Koehler schon mit Ihnen bezüglich dieser Biographie Rücksprache genommen hat. Ich habe ihm das Manuskript einer kleinen Würdigung Ihrer Werke eingesandt und gleichzeitig den Vorschlag gemacht || das Buch durch Porträts, Blätter aus den „Kunstformen“ und „Wanderbildern“ etc. zu illustrieren. Herr Koehler ist mit großer Bereitwilligkeit darauf eingegangen und wollte sich mit Ihnen nur noch wegen der Auswahl der Abbildungen besprechen. Ich habe ihm schon einige diesbezügliche Wünsche ausgesprochen und einige Bilder eingesandt.
Sollten Sie vielleicht ein Bild aus der Zeit von 1866 haben, so würde das für die Leser jedenfalls von großem Interesse sein. Auch die Bilder Ihrer verstorbenen und Ihrer zweiten Gattin würden Ihre Verehrer || gewiss interessieren. Vom Zoologischen Institut und Ihrer Villa schlag ich vor, Photographien aufnehmen zu lassen. Die aus den „Kunstformen“ auszuwählenden Tafeln sollten Kalkschwämme, Radiolarien, Siphonophoren und Medusen betreffen, um dem nichtzoologischen Leser einen Begriff von den Tieren zu geben, auf die sich Ihre Monographien beziehen. ̶
Als Gegengabe für die mir gesandte Schrift erlaube ich mir, Ihnen einen Separatabdruck aus dem „Archiv f. Naturgeschichte“ zu || übersenden, der zwar dem Jahrgang 1900 angehört, aber jetzt erst erschienen ist.
Für nächsten Winter (1907/08) plane ich eine Reise nach den Kanarischen Inseln, für die ich vom badischen Ministerium ein Stipendium erhalten habe. Sollten Sie mir einige gute Ratschläge oder Empfehlungen geben können, so würde Ihnen außerordentlich verbunden sein
Ihr
dankbarer Schüler
W. May.