Paul von Ritter an Ernst Haeckel, Basel, 1. August 1890
Basel
Schärtlingasse 8
1r August 1890
Hochgeehrter Herr Professor,
Wenn auch kein Tag vergeht ohne daß ich an meine Herzensfreunde denke, unter welchen Ihre liebenswürdige Erscheinung eine hervorragende Stellung einnimmt, so kann, dieses vorausgeschickt, der Vorwurf der Nachläßigkeit mich nicht treffen Ihre geehrte Zuschrift v. 21n Juli 90 bis jetzt|| unbeantwortet gelassen zu haben. – Eine Fülle kleiner und größerer Geschäfte nebst den üblichen auf Nichts hinauslaufenden menschlichen Neckereien war davon die Ursache. –
Es hat mich ungemein gefreut aus Ihrer werthen Mittheilung zu erfahren daß S. K. H. durch seinen unerwarteten Besuch in Jena unserer einfachen Feier und der monistischen Weltanschauungsidee einen so königlichen Abschluß verliehen hat. –|| Was sagen die versteinerten Philosophen, Theologen und Juristen dazu? Sie kommen mir Alle avor wie bein von den Wellen der wissenschaftlichen Unwissenheit ans Land getriebener Walfisch! –
Heute reise ich nach Berlin zum Delegiertentage der daselbst zusammengetretenen internationalen Feuerbestattungsvereine, um über den Tod des Lebendigen zu verhandeln und in acht Tagen, in Geschäften, nach Paris| mit dem Vorhaben gegen den 10 September 90 nach Basel zurückzukehren. – Schicken Sie mir umgehend den Felix Alcanschen Katalog mit den von Ihnen gewählten Werken, welche ich persönlich besorgen und Ihnen nach Jena schicken will. – H. Professr Stahl könnte Beobachtungen anstellen über den Einfluß des farbigen Glases auf das Wachsthum der Pflanzen cu. ihrer Protectoren, der Insekten. Ich glaube nicht, daß in dem erwähnten Kataloge ein solches Werkchen verzeichnet ist, aber ich weiß bestimmt, daß Sir J. Lubbock Beobachtungen darüber angestellt hat. – Meinen herzlichen Gruß Ihrer lieben|| Frau mit dem aufrichtigen Wunsch ddemnächst bessere Nachrichten über eihre Gesundheit zu erfahren und an Fräulein Elisabeth, welche das herrliche Dejeuner in der Villa Medusa so würdevoll zu sonnesidiren Verstand. – Auch Fräulein Kucera dankt bestens für Ihre freundlichen Grüße. – Das gütige Geschick erhalte Sie Alle –, Dieses der beste Wunsch Ihres ergebenen
Paul Ritterf||
Herzliche Grüße an H. Staatsrath Eggeling nebst Familie. Meine besten Grüße und Wünsche an die Herren Professoren: Prorector magnificus Professor Müller + Exzell. Professor Stickel/Jena.g
a eingef.: vor; b eingef.: ein; c eingef.: u. ihrer Protectoren der Insecten. d eingef.: demnächst e eingef.: ihre f Schlußsätze (Frau […] Ritter) kopfüber auf S. 4 nachgetragen. g Nachschrift kopfüber am Kopf von S. 2