Hermann Müller an Ernst Haeckel, Lippstadt, 20. Juli 1878
Lippstadt 20/7 78.
Hochverehrter Freund!
Mit großem Genusse habe ich Ihre Entgegnung auf Rudolf Virchows Münchener Rede gelesen und freue mich lebhaft, daß Sie sich zur Loslassung derselben entschlossen haben. Wenn auch die in derselben niedergelegten Ansichten, die mir ganz aus der Seele gesprochen sind, unmittelbar a auf die uns vielleicht auch im Gebiete des Schulunterrichts bevorstehende Reaction [!] keinen Einfluß gewinnen werden, da Virchow & Dubois Reymond mit den Berliner Hofpredigern zusammen wohl den entscheidendsten Einfluß auf die maßgebenden Personen haben dürften, so werden doch Ihre Erörterungen unzweifelhaft mächtig dazu beitragen, das Urtheil weiterer Kreise über die Berechtigung der Entwickelungslehre für den Unterricht zu klären, und wenn || wir auf diesem Gebiete nun Reaktion [!] erleben sollten, derselben ein rasches Ende zu b bereiten.
Also herzlichsten Dank für die freundliche Zusendung!
Mit bestem Freundesgruß
Ihr aufrichtig ergebener
HMüller.
a gestr.: unmittelbar; b gestr.: begleiten