Eugen Adam an Ernst Haeckel, Sulz am Neckar, 15. Juni 1909
Sulz am hiesigen Amtsgericht
15/6. 1909
Mein lieber u. hochverehrter Freund!
Durch das Lesen Ihrer herrlichen Werke die „Lebenswunder“ u. „die Welträtsel“ fühle ich mich so sehr zu Ihnen hingezogen, daß ich Sie bitten muß, mir Ihre Photographie oder wenigstens Ihre Unterschrift zukommen zu lassen. Hier in diesem orthodoxen Schwarzwaldstädtchen hört man u. sieht man nichts von Ihrer Herrlichkeit.
Mein Freund Felgner hat mich auf die richtigen Wege geleitet. Ich lag mit ihm || lange in der Psychiatrischen Klinik zu Jena an einer Psychose die mir dieser Umschwung u. der Zweifel an der Seelenwanderung, die mir der Tod meines lieben Vaters, Oberamtsrichter Adam hier verursachte, gebracht hat. Sehr gerne würde ich hier solange ich in den Ferien bin als würdiger Kämpfer unserer monistischen Weltanschauung wirken.
Leider müssen auch Sie, mein hochverehrter Herr Professor bald ins ewige Nichts unseren späenden || und schmachtenden Blicken entschwinden, aber wir sind Ihre Kinder, die das ererbte Gut nicht vergeben sondern bis an unsern Tode vermehren und fördern wollen.
“Ubi sunt tres medizi, duo sunt certin [!] athei”
Mit ganz vorzüglicher Hochachtung
u. herzlichem Gruß ergebenst
E. Adam cand. med.