Grigore Antipa an Ernst Haeckel, Bukarest, 5. März 1908
MUZEUL
DE
ISTORIE NATURALĂ
Bucureşti 5 März 1908
Mein hochverehrter Lehrer
Soeben lese ich in den Zeitungen dass Sie in Ihrem Arbeitszimmer mit Steine bombardiert wurden. So sehr ich als Mensch Ihre persönnlichen Unannehmlichkeiten bedauere kann ich nicht umhin als begeisterter Deszendenztheoretiker meiner Freude Ausdruck zu geben. Aus dem barbarischen Procedere kann nun die ganze Welt constatieren || dass Ihre Gegner die wissenschaftlichen Argumente erschöpft haben und dass sie nun an dem Strassenpflaster angewiesen sind wo sie ihre letzten – allerdings handgreiflicheren – Beweise gegen die Deszendenztheorie suchen.
In dem langjährigen Kampf für den Entwicklungsgedanken haben Sie bereits genug persönnliche Angriffe ausgestanden, es fehlte nur noch diese Sorte um die Kette vollständig zu haben. Ich hoffe dass Sie auch diese so würdigen werden wie sie verdienen denn die Sache für die Sie ein Lebelang gekämpft || haben kann daraus nur gewinnen.
Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir anzufragen ob Sie an dem Menschenschädel den ich Ihnen seinerzeit geschickt habe etwas interessantes gefunden haben.
Für Ihren phylogenetischen Museum habe ich bereits eine ganze Anzahl schöne Präparate vorbereitet – darunter sehr schöne Längsschnitte durch ganze Störe welche ich zuerst auf -12° erfroren habe und dann mit der Säge geschnitten.
Auch wegen Stiftungen habe ich schon seinerzeit in Dresden mit Herrn Kühnscherf alles besprochen welchera b Ihnen bereits inzwischen darüber berichtet hat. ||
Ich hoffe dass der neue Herzog von Altenburg der ein begeisterter Schüler von Ihnen ist, Ihnen in dieser Angelegenheit seine hohe Unterstützung gerne gewähren wird. –
Indem ich Ihnen noch einmal für diesem sicheren Beweise des vollkommenen Sieges herzlichst gratuliere verbleibe Ihr aufrichtigst ergebener
Dr. Gr. Antipa
a korr. aus: Der; b gestr.: hat