Barthel, Alfred

Alfred Barthel an Ernst Haeckel, Monstab, 14. März 1914

MITTEILUNG

VON

ALFRED BARTHEL, MONSTAB BEI ROSITZ

HERZOGTUM SACHSEN-ALTENBURG.

Sehr hochgeehrtester Herr Prof. Dr. Haeckel.

Empfangen Sie auch von mir noch nachträglich meine allerherzlichsten Glück- und Segenswünsche zu Ihrem achtzigsten Geburtstage. Ich wünsche sehr, daß es Ihnen vergönnt sein möge, sich noch recht lange eines gesunden Lebens zu erfreuen. Viele, viele Menschen erreichen heute nicht das biblische Alter, durch irgend ein Schicksal werden sie frühzeitig durch den unerbitterlichen Tod aus ihrem arbeitsreichen Leben fortgerissen. Auch mein einziger 32jähriger Bruder Oswald ist mir jüngst verstorben. Als ausgesprochener Naturfreund wollte er sich bei einem sonntäglichen Ausflug an der herrlichen winterlichen Gebirgsnatur erfreuen. Da wollte es nun der unglückliche Zufall, daß er in einer Einkehrstätte um etwas warmes zu trinken, eine falsche nicht verschlossene Tür in die Hände bekam, und kopfüber eine 14stufige Treppe hinab fiel, an dessen Sturz er nach 3tägigen Krankenlager mir verstarb. Das ist für mich als seinen Bruder sehr bitter und tief traurig, nun bin ich mit meinen alten Vater allein auf der Welt. Arbeiteten gemeinschaftlich zusammen. In Anbetracht dieses Bruderstod ist es mir ein Herzensbedürfniß von Ihnen etwas erbauliches zu lesen, und bitte Sie recht gütigst mir anzugeben, was in Ihren geschriebenen Worten für mich geeignet sei, ich will es dann bei meinem Buchhändler bestellen. Haben Sie Bücher geschrieben über Thema: Gibts es ein Wiedersehen nach dem Tode oder ähnliches? Für gefl. Antwort danke [ich] Ihnen schon heute herzlichst. Hochachtungsvollen Gruß

Alfred Barthel.

den 14. März 1914.

Anbei einen Prospekt damit [Sie] lesen können mit welcher Arbeit ich mein Leben ausfülle.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
14.03.1914
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 8091
ID
8091