Bauer, Hermann

Hermann Bauer an Ernst Haeckel, Markneukirchen, 29. Dezember 1908

Markneukirchen, den 29. XII. 08.

Sehr geehrter Herr Professor!

Heute fand ich im „Vogtländischen Anzeiger“, vom 29. XII. beiliegende Notiz. Ich glaube, Ihnen einen Dienst geleistet zu haben, wenn ich Ihnen diese zusende. Ich weiß, daß Sie sich gegen schmutzige Verleumdungen ziehmlich kalt verhalten. Hier aber dürfen Sie nicht mehr ruhig bleiben; Sie müßen zeigen, daß der Häckel von 1866 und 1899 noch lebt! Es handelt sich hier um Ihre Existenz im Volke, das Sie bisher mit Ehr-||furcht und Liebe verehrt hat!

Denn wer diese Schmähworte liest und sich nicht orientieren kann, der wendet sich ab für immer. Gerade für das Vogtland sind derartige Notizen höchst gefährlich; denn es liegt sozusagen abgeschlossen von der übrigen Welt im äußersten Winkel von Sachsen. Was sich hier hinein verirrt hat, geht nicht sobald wieder hinaus. Und dann der große deutsche Monistenbund, der mit den größten Erfolgen sich immer weiter verbreitet. Auch in Plauen ist einer, aber noch im Anfangsstadium begriffen. Sie alle aber haben doch als „Eckstein“ Häckel! – ||

Sie werden verzeihen, geehrter Herr Professor, wenn ich Sie mit diesem Briefe belästigen sollte – ich weiß, oder ich kann es mir ein weniga vorstellen, was Sie an Korrespondenz zu erledigen haben – aber leider ist es mir noch nicht vergönnt mit derartigen Fragen an die Öffentlichkeit zu treten, darum habe ich mich an Sie selbst gewandt, und vielleicht ist es auch am besten so

Hochachtungsvoll

Hermann Bauer

Markenkirchen 74 a

a korr. aus: einwenig

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
29.12.1908
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 8038
ID
8038