Besser, Käthe

Käthe Besser an Ernst Haeckel, Bad Neuenahr, 2. Juni 1902

Bad Neuenahr Pension Elsner | 2. Juni VI. 02.

Hochverehrter Freund,

Fürchte gar sehr daß Sie einen netten Begriff von mir bekommen haben! Erst jetzt komme ich dazu Ihnen für die so überaus gastliche Aufnahme meines alten Herrn – von ganzem Herzen warmen Dank zu sagen. Den Geburtstag wird er so bald nicht vergessen und sind ihm die || Stunden hohen geistigen Genusses nur zu schnell verflossen. Aber nicht nur geistigea Genüsse haben Sie nach seinem Bericht gehabt, sondern haben die Herrn Naturforscher und Philosophen ganz gehörig geschlemmt, sogar dem edelsten Alkohol gehuldigt. Nun ja, man muß die Feste feiern wie sie fallen. Mit wirklicher Herzensfreude habe ich die Botschaft vernommen, daß wir Sie hochverehrter Herr Professor, auf Ihrer Reise || im Herbst zum Komoren-König, in Bonn als lieben Gast begrüßen dürfen. Ich beneide Sie bei der Bomben-Hitze um Ihren herrlichen Wald-Aufenthalt. Möchte Ihnen gern Gesellschaft leisten. Hier im Ahrthal ist’s arg warm und derb Hälfte der Menschen ist anzusehen, daß ihre Ahnen vor der Bundeslade getanzt haben. Meine Neigung zur diabetes ist ganz gering aber ein andres Leiden ruft mir ein beständiges memento mori zu. Nun vor-||läufig halte ich’s noch mit Sudermanns „es lebe das Leben“, wenngleich ich immer seltener in high spirits bin. Heute sind wirs ja Alle, des Buren-Friedens uns freuend. Recht schöne Erholung an Ihren poetischen Plätzchen!

Bleiben Sie so lange wie möglich da aber, Sie sind ja nun doch einmal ein Ueber-Mensch, ein Olympier.

Mit herzlichsten Grüßen

Ihre

treu ergebene

Käthe Besser

a korr. aus: geistigen; b korr. aus: die

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.06.1902
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7567
ID
7567