Käthe und Leopold Besser an Ernst Haeckel, Bonn, 19. Dezember [1898]
Bonn 19/XII
Verehrter Freund!
Stets wirft man uns Natur Forschern ein unhistorisches Denken vor. Mir will doch die „Evolution“ ein echt-ununhistorisches Denken scheinen.
[…]
[von Käthe Besser:]
Verehrter Herr Professor,
Damit Sie erkennen wie sehr Recht Sie mit Ihrer psychologischen Bemerkung hatten, sende ich Ihnen auch einen Gruß im engen Anschluß an meinen Herrn und Gebieter. Die Ente folgte stets der Ente – was der Franzos Entente nennt! – –
Über das großartige Gedicht habe ich natürlich lebhafte Freude und sage Ihnen schönsten Dank daß Sie’s mir muthig geschickt. Es zu verbrennen konnte ich mich bisher nicht entschließen und zwar in der edlen, wohlmeinenden Absicht, Ihnen verehrter Herr Professor bei Ihrer gräulich Arbeits-Ueberlastung mal zu stiller, längerer Ferien-Muße zu verhelfen. Sie brauchen mir nur einen zarten Wink zu geben. Mein Mann hat sich – wie ich sehe – nur wieder wissenschaftlich ausgelassen und Ihnen garnicht gesagt, daß er eine böse Herzattaque vor 14 Tagen gehabt hat, die er noch immer etwas spürt. Mit || meinem cor bin ich auch so unzufrieden, daß ich kommendes Jahr nach Nauheim gehen will. Es ist halt so, taugt das Herz nichts, taugt der ganze Mensch nichts. –
Ihrer großen Verehrerin Herz im Rheinbreitbach hat nun auch zu schlagen aufgehört. Neulich ließen die Erben ihren Nachlaß versteigern. Ich vermuthe, daß Sie neulich zum Taufen in Leipzig waren, oder wird „Ihr“ Enkel heftig von selbst dagegen reagiren?
Im neuen Jahr mehr. Vor dem Fest ist eine Hausfrau gar zu fachlich besetzt. A merry Christmas und ein gesundes neues Jahr! –
Ihre
treu ergebene
Käthe Besser
Wir haben 11 Grad Wärme und blühende Veilchen im Garten! Riviera-Konkurrenz!a
a Text weiter am rechten Rand von S. 4: Wir haben … Riviera-Konkurrenz!