Cipri Adolf Bermann an Ernst Haeckel, Köln, 12. Mai 1905
DOM HÔTEL
KÖLN DOMPLATZ, 12.5.05.
Hochverehrtester Herr Professor; Welteroberer
ist richtiger, gebührender, wahrer. –
„Und wer die Wahrheit sucht, ‒ braucht Zeit“, nicht blos für Radiolarien und Medusen – sondern auch – z. B. sagen wir mal gleich für den Entdecker derselben. „Man kann etwas gar nicht lange genug anstarren um es ganz in sich aufzunehmen.“ In diesem Sinne äußert sich Goethe schon damals. Und nachdem nun das für Sie soa schreckliche „Sitzen“ vorbei, werden Sie dieser Anstarrung, oder besser dieser Wahrheit nichts mehr entgegenzustellen haben. –
Es waren für mich b die denkwürdigsten und schönsten Stunden, in denen sich mein Schauen, Denken und Schaffen in der künstlerischen Formung Ihres Kopfes concentrierte. ||
„Künstlerische Morphologie“ –
des Haeckelschen Kopfes, entstanden in den Sitzungen der Bibliothek des zoologischen Instituts (Jena)
Portrait-Büste Ernst Haeckels
(unter besonderer Berücksichtigung seines bösen Mundes) sowie liebenswürdiger Beihilfe des Kurators der Universität Herrn Geh. Staatrath Eggeling von Cipri Adolf Bermann
Jena d. 13. Mai 1905.
Herausgegeben im Selbstverlag des Autors München
Luisenstraße 35 Garten-Atelier.
Das freie Wort schreibt darüber:
„Diese Morphologie ist durchaus lebenswahr & vom Künstler so aufgefasst wie ihn die höheren Wirbelthiere in Berlin, anläßlich seiner letztenc Vorträge 1905d in der Sing-Academie sahen & hörten
In schleunigster Empfehlung mit hochachtungsvollsten Grüßen an Sie verehrter Herr Professor, Frau Gemahlin & Tochter
Ihr ergebenster
CA Bermann
Viel Dank!
a eingef.: so b gestr.: einer; c eingef.: letzten; d eingef.: 1905