Gustaaf Adolf van den Bergh von Eysinga an Ernst Haeckel, Santpoort, 7. März 1915
Santpoort (Holland), 7/III 1915.
Hochverehrter Herr Professor,
Vielleicht erinnern Sie sich meiner vom Anfange des Krieges her, als ich für meinen englischen Verleger Charles A. Watts vermittelnd bei Ihnen auftrat. Er möchte damals wissen ob Sie wirklich dasjenige behauptet hätten, was die englischen Zeitungen berichteten. Sie haben das damals bejaht und sogar Ihre Meinungen über England verschärft.
Jetzt erhalte ich wieder einen streng vertraulichen Brief von Herrn Watts. (Hoffentlich betrachten Sie mein Schreiben, das auf dem seinige fusst gleichfalls als streng vertraulich). Er berichtet mir, dass unter Rationalist-Press-Association-Mitgliedern in seinem Vaterlande grosse Verstimmung Ihnen gegenüber herrscht, – was Herr Watts, obwohl er Ihre Angriffe || ungerecht findet, ausserordentlich bedauert. Er persönlich wird auf immer die grösste Hochachtung und Dankbarkeit Ihnen gegenüber behalten, und keine Meinungsverschiedenheit wird dies je ändern können. Er meint aber es sei in der jetzigen Lage besser, dass Sie sogleich durch Bedanken Verzicht leisten auf Ihre Beziehung zur R. P. A. Wenn der Krieg vorbei ist und die Botschaft des Hasses ist erlöscht, so mache Prof. Haeckel uns die Ehre – schreibt Herr Watts – seinen werten Namen wieder mit der R. P. A. zu identifizieren. –
Der ganze Brief ist, ebenso wie die damals von Watts in seiner Zeitschrift anlässlich Ihrer Haltung gedruckten Worte, ganz vornehm gehalten und macht auf mich, den unbeteiligten Dritte, einen || erhebenden Eindruck. Aus seiner Bitte spricht eine unzerstörbare Freundschaft und Verehrung für Sie, die offenbar von tiefer Trauer über Ihre Kundgebungen erfüllt ist. Hoffentlich schätzen Sie die gute Absicht, wie sie es m. E. verdient.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr
G. A. van den Bergh von Eysinga.
Privatdozent Utrecht.
Wohnort Santpoort (Holland).