Benituer, L. von

L. von Benituer an Ernst Haeckel, Baden-Baden, 4. Dezember 1883

27. Sophien Strasse

Baden Baden Dez. 4. 83.

Herrn Prof. Ernst Haeckel

Jena. –

Ich verdanke Ihnen viel – was ist aber mein Dank, im Vergleich dessen der ganzen Menschheit! –

Im Namen derer die Ihnen am nächsten stehen, Ihrer selbst, und aller Existencen die, wie die Ihrige, der Entwicklung des noch idealen „Homo“ so nothwendig scheinen, || wende ich mich an Sie, mit der folgenden Bitte:

Sie möchten Mattei’s „Vade Mecum“ noch einmal (Sie kennen wohl auch das grössere, naive Buch dieses Menschenfreundes) durchlesen, – einige der angegebenen Experimente machen – die 7te und 8te Verdünnung, bei hellem Licht besehen, derselben etwas verwestes beisetzen, – ich auch, als Waschung, mit eingetauchtem Stückchen Handtuch || probiren, und Ihre eigenen Schlüsse darüber ziehen. – Einliegend, einige Kügelchen der sogenannten „Antiscrofoloso“. –

Ich schicke Ihnen, auch, etwas Gelbe Electricität; bitte beobachten Sie, {wahrscheinlich was dem Zucker für d. Kügelchen beigefügt wirda}beim Licht (Sonnen oder sonstiges Licht), wie diese sogenannten „Electricitäten“ wimmeln und leben (alle thun es) – mir scheinen die Protoplasmen, und zu diesem Schluss führen mich Ihre „Natürliche Schöpfungsgeschichte“, Huxley’s Last Speech, at Royal Soc., und the astounding experi-||ments made on myself (given up by eminent Physicians), for the last ten days. – Unter andern Leiden, gibt mir, die, durch Gallensteine bewirkte gesteigerte Sensibilität, wahrscheinlich, besondere Leichtigkeit, den Effect der vielfachen (wieder vielfach mehr oder weniger verdünnten Mittel) zu verspühren.

Sie und Huxley können dieser Sache, allen, den rechten Namen geben; Sie sind, so zu sagen, die einzigen Züchter, auf denen dieses Licht, gewaltig genug, für die sich dagegen sträubende Unwissenheit, hervorscheinen wird. Bitte, prüfen Sie die || Sache, und lassen Sie dem greisen Entdecker (Mattei) die Ehre, die Dankbarkeit zukommen, die ihm gebührt. –

Verehrungsvoll

L. v. Benituerb

P. S.

Da Sie keine Gründe dazu haben mir, oder dem was ich Ihnen schicke zu trauen, so erlaube ich mir Sie daran zu erinnern, dass, in Regensburg, scheint es, ein „Consortium“ für (die Verdiente d. sogenannten) Elektro Homöopathie gegründet worden ist, welches die Matteischen Mittel rein, und Bücher auf Deutsch liefert. –

Ich adressire eine Art Duplicat || dieses Schreiben’s an Prof Huxley, – denn, einer vorgerückten Herzkrankheit wegen, sollen meine Tage „gewählt“ sein, wie der letzte Arzt, vor vierzehn Tagen erklärte, – und es drängt mich zu sagen was mir der so sehr erleichterte Zustand erlaubt.

Ich bin durchaus kein wissenschaftlicher Mensch, habe aber, von Kindheit auf, vieles begriffen, und errathen, ja entdeckt (was Andere, mir unbewusst schon vorher entdeckt hatten).

a eingef.: wird; b Text weiter am linken Rand von S. 1: und lassen Sie … Verehrungsvoll L. v. Benituer

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.12.1883
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7313
ID
7313