Bornmüller, Josef

Josef Bornmüller an Ernst Haeckel, Weimar, 11. Juni 1912

J. BORNMÜLLER

Weimar

11. Juni 1912

Excellenz!

Hochgeehrter Herr Geheimrat!

Die fünf Kisten Herbarien, die Excellenz dem Herbarium Haussknecht zu stiften geruhten, sind im bestem Zustand hier eingetroffen.

Bevor Excellenz seitens des Kuratoriums der Herbarium Haussknecht-Stiftung das offizielle Dankesschreiben zugeht, sei es mir gestattet, meinem persönlichen Dank für die wertvolle Schenkung und die dem Herbarium Haussknecht damit erwiesene || hohe Ehrung zum Ausdruck bringen zu dürfen. Gleichzeitig möchte ich Excellenz bitten, mir gütigst zu verzeihen, daß ich kürzlich jenen Besuch wagte und zwar nicht ohne Verdächtigung eigennützlicher Zwecke. Galt es doch, eine Entscheidung zur letzten Stunde noch abwendig machen, deren Folgen für die dauernde Erhaltung der wertvollen Sammlungen Gefahr bringen konnte.

Daß die mit so großen Mühen zusammengebrachten Sammlungen hier alle Zeit in hohen Ehren gehalten und auch als Ganzes – (neben den dazu gestifteten botanischen Werken) erhalten bleiben werden, deßen wollen Excellenz || versichert sein! Jedenfalls, solange ich darüber zu walten habe, wird mir dies eine angenehme Pflicht sein, auf die ich nur stolz sein kann; begreife ich doch allzu sehr, wie ungern man sich von solchen Sammlungen trennt, deren jedes einzelne Stück eine Erinnerung fern liegender Zeiten bedeutet, die in die frühsten Tage der Jugend zurückgreifen.

Wenn es den Wünschen Ew. Excellenz entspricht, gedenke ich, den Hauptteil der Sammlung tunlichst in der gleichen äußerlichen Form – natürlich gesäubert und Papier z.T. erneuert – zu erhalten. (Einige durch Insecten gänzlich vernichtete Exemplare oder Bruchstücke werden zu entfernen sein). ||

Die später hinzu gekommnen Fascikel mediterraner Herkunft werden eine Teilung möglich machen bzw.a erwünscht erscheinen laßen. Derart, daß von den darunter befindlichen Dubletten einige dem Herbarium Generale einverleibt werden, damit diese standortlich interessanten Exemplare bei Benutzung für monographische Arbeiten Verwendung finden (die Auflage dieser italienischen Arten ist meist eine überaus reichliche).

Die schöne Kryptogamensammlung wird tunlichst übersichtlich geordnet werden. Alles zusammen wird in einem eigenen Schrank Aufstellung finden, der die betreffende Aufschrift erhält; die Sammlung wird also im alten Gewand so erhalten bleiben, ohne daß die kleinen und größeren Schäden, die die vielen Jahrzehnte mit sich gebracht haben, bemerkbar werden. Da die Sammlung in erster Linie hohen historischen Wert hat, scheint mir die Originalität zu bewahren, in erster Linie geboten, sie wird in dieser Beziehung ein Glanzstück unseres Instituts, dem ich vorzustehen die Ehre habe, bedeuten.

Zum Schluß meiner Dankesversicherung kann ich der Versuchung, mich eines Übergriffes schuldig zu machen, nicht entgehen, indem ich an Excellenz die ergebenste Bitte richte, mir von irgend einer Dublette einer || reichlich vertretenen Art ein einziges kleines Pröbchen als persönliche Erinnerung entnehmen zu dürfen – gleichgültig welcher Art es ist. Steht es mir auch frei, beim Sichten der Sammlung, ohne Bedenken einiges Minderwertiges wegzuwerfen, so verbietet es meine Stellung, auch nur ein Fragment dieser Rudera – das mir in anderer Beziehung wertvoll erscheint – mein Eigen zu nennen. Werden mir Excellenz gestatten, von einer der in zahlreichen Exemplaren vertretenen Korallenalgen von Dah-es-Salam ein kleines Zweigstück erbitten zu dürfen. ||

Indem ich die Ehre habe, nochmals meinen ganz ergebensten Dank zu versichern verbleibe mit bester Empfehlung an Frau Gemahlin und Ihren Sohn

Ew. Excellenz in vorzüglichster Hochachtung

ganz ergebener

J. Bornmüller.

a eingef.: bzw.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
11.06.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 6827
ID
6827