Carl August Graf Bose an Ernst Haeckel, Interlaken, 7. September 1884
Interlaken d. 7 Septr | 1884
Hochgeehrter Herr Professor!
Ihren lieben Brief aus dem Maderaner Thal habe ich erhalten und es drängt mich, denselben gleich zu beantworten und Ihnen noch von hier aus zu danken. Sie haben mir und meiner Schwester durch Ihre, so angenehme und anregende, Anwesenheit eine heitere und erquickende Oase in dem so trüben verödeten Leben bereitet. ||
Wenn Ihnen auch durch mich Erhebung u. Erheiterung in etwas geworden, so bringt mich dieß auf den, vielleicht auch von Anderen ausgesprochenen, Gedanken, daß im Leben Alles gegenseitig zu sein pflegt. Es ist das einea der, leider so seltenen, guten Einrichtungen. Recht leid ist es mir, daß Sie Ihren Vorsatz einen mehrjährigen Freund aufzusuchen, nicht ausführen konnten. Man verliert oft die Gelegenheit zum Wiedersehen und inzwischen bekömmt man mit einem „stillen Mann“ || zu thun, der keinen Besuch annehmen kann. Ihrer freundlichen Vermittlung und zwar, sonderbar gegen meinen Willen, verdanke ich auch die Bekanntschaft des Herrn Gribi. Ich habe dieselbe fortgesetzt u. erfreue mich daran, einen Mann von Gemüth und scharfem Verstand näher kennen gelernt zu haben, mit dem ich auch aus der Ferne verkehren werde. Morgen wollen wir nach Bern und Vevey aufbrechen, nachdem meine Schwester von ihrem längeren Unwohlsein einigermaßen sich erholt hat. || Wir gedenken dort eine Zeitlang zu bleiben, doch rufen mich Geschäfte nach Baden zurück, wo ich um den 20ten dieses Monats eintreffen will. –
Das Wetter behält hier seinen Character von Veränderlichkeit, so daß zwischen schönen warmen Tagen stets wieder ein kalter Regentag eintritt. – Möchte dieser Brief Sie mit den Ihrigen bei gutem Wohlsein antreffen und ich bald einmal die Freude haben Sie wiederzusehen. –
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr wahrhaft ergebener
Graf Bose
Herzliche Grüße von meinen Damen
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