Bose, Karl August Graf

Carl August Graf Bose an Ernst Haeckel, Genua, 13. Januar 1884

Genua d. 13 Januar

1884

Hochgeehrter Herr Professor!

Ihr werthes Schreiben vom 7 Januar und Ihre Photographie erreichten mich in Mailand, wo ich auf meiner Reise krank bleiben mußte. Nach dem herben Verluste, den ich in meiner Frau gelitten, mit der ich über 38 Jahre ein geistiges Zusammenleben und Zusammenstreben geführt, nimmt das Interesse am Einzelleben ab. Darnach war Ihr Brief ein weißer Punct auf dem schwarzen Hintergrund und immer ist es ein wohlthuendes Gefühl dem Fortschritt der Menschheit und d. Wissenschaft zu nutzen. – Ihre Indische || Reise, die ich theilweise bereits aus der Rundschau kannte begleitet mich auf der meinigen und entfernt zeitweilig meine Gedanken aus der dunklen Gegenwart. – Sie werden wohl kaum bei Ihren öfteren Vorlesungen, die Sie an vielen Orten gehalten, die Erinnerung davon haben, daß Sie vor einigen Jahren als Gast von H. Dr. med Wilhlemi und mir in Baden, zwischen uns saßen und uns so interessant von Ihrem Aufenthalt auf Lanzerote und auf Sizilien unterhielten. Auch Dr Wilhelmi ist seitdem gestorben. –

Ihr freundliches Anerbieten der „Arabischen Korallen“ behalte ich mir vor, bei meiner Rückkehr in Anspruch zu nehmen. –

Ein Universitätskamerad von Ihnen, H. Dr. Weinland, || mir seit langen Jahren befreundet, wohnt jetzt in Baden und mein Interesse für Naturwissenschaft hat an ihm eine angenehme Hülfe. –

Leben Sie wohl. hochgeehrter Herr Professor, möchte es Ihnen gelingen, in rastlosem Vorwärtsschreiten die Gegner der freien Wissenschaft zu besiegen, ihr ignorabimus und non possumus!

Mit ausgezeichneter Hochachtung und bestem Dank

Ihr

ganz ergebener

Graf Bose.

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
13.01.1884
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6459
ID
6459