Braun, Alexander

Alexander Braun an Ernst Haeckel, Berlin, 11. Oktober 1871

Berlin den 11ten October

1871

Lieber Freund!

Für Ihre Zeilen vom 8ten d. M. meinen herzlichsten Dank; sie haben mich sehr gefreut.

Wenn ich heute an Sie schreibe, so geschieht es nicht um zu antworten. Nur eine Bemerkung kann ich nicht unterdrücken. Sie haben Recht, wenn Sie mir zutrauen, daß ich Ihren Bestrebungen mit Interesse folge, daß ich Ihre Versuche die Naturforschung bis zu den letzten Zielen durchzuführen zu schätzen weiß. Eine natürliche Schöpfungsgeschichte ist auch in meinen Gedanken die höchste Aufgabe der Naturforschung und ich halte die beiden Seiten, die in dieser Beziehung liegen, und || die man neuerlich als unvereinbare Gegensätze zu betrachten pflegt, für vereinbar und für wesentlich zusammengehörig. Ebenso ist es aber auch wichtig, daß ich mit den Grundanschauungen, zu denen Sie gelangen und mit den Principien, welche Sie im Ganzen durchzuführen suchen, nicht einverstanden bin, da sie mir zur Erklärung der Wirklichkeit im Ganzen und in jeder Einzelheit nicht ausreichen. Es mag gut sein, daß man versucht, wie weit man auf diesem Wege kommen kann; das Resultat wird am Ende selbst nöthigen, den Weg noch einmal mit Aufnahme anderer Voraussetzungen zu machen. Ohne hierauf weiter einzugehen und mich einigermaßen deutlich zu || machen, ist heute nicht meine Absicht, da es mich viel zu weit führen, viel zu lange aufhalten würde und ich eine Angelegenheit habe, welche kurze Erledigung verlangt.

Ich bin nämlich auf Dr. Anton Dohrn gebracht worden – sonderbarerweise ich – von einer Seite, die ich nicht nennen soll. Ich möchte gerne Gutes über ihn berichten, aber ich habe seit seinem unglücklichen Versuch hier zu promoviren fast nichts mehr von ihm gehört als ganz neuerlich, daß er beabsichtigt ein naturhistorisches Laboratorium irgend wo an einem günstigen Meeresufer zu errichten. Also wende ich mich an die Person, die ihn am besten kennt, an seinen Lehrer, an Sie, lieber Freund, mit der Bitte mir zu sagen, || wie sich Dohrn in wissenschaftlicher Beziehung gemacht hat, was er für eine Stellung in Jena einnimmt, wie es mit seinem Plane der Anlegung eines naturgeschichtlichen Laboratoriums steht. Auch ob er verheirathet ist, möchte ich wissen.

Geben Sie mir bald einige Auskünfte und behalten Sie in freundschaftlichem Andenken

Ihren A Braun.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
11.10.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6303
ID
6303