Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Bielefeld, 7. September 1918
Bielefeld, 7.9.1918
Sehr verehrter Herr Professor!
Aus Ihrem Briefe vom 2. d. M. ersehe ich zu meiner Freude, dass es mir später erlaubt sein wird, aus Ihrem Briefwechsel einiges bei passender Gelegenheit zu veröffentlichen. Was
meine sonstige Mitarbeit an Ihrem literarischen Nachlass betrifft, so werde ich mich später mit Ihrem Herrn Sohn in Verbindung setzen und vielleicht sagen Sie ihm hierüber bei seinem
Besuch in Jena einige Worte, damit er über meine Wünsche unterrichtet ist. Dass ich bei Benutzung Ihrer Briefe durchaus in Ihrem Interesse verfahren werde, brauche ich Ihnen nicht besonders zu betonen.
Von den ‚Wanderbildern‘ habe ich nur eine Serie und auch diese ist nicht mehr vollständig, da ich verschiedene Bilder für unser ‚Biologisches Zimmer‘ in der Oberrealschule gestiftet habe, ebenso wie eine Anzahl von Tafeln der ‚Kunstformen der Natur‘. Wenn Sie noch ein vollständiges Exemplar der ‚Wanderbilder‘ für mich übrig haben, so würden Sie mich dadurch zu sehr || grossem Dank verpflichten. Vielleicht können Sie auch noch ein Bild aus den letzten Jahren beilegen. Die ‚Studien zur Gastraea-Theorie‘ habe ich vollständig, ebenso die ‚Studien über Moneren und andere Protisten.‘
Ueber die neue Gründung von Dr. Schmidt und Dr. Rahner hatte ich bereits an verschiedene Bekannte geschrieben, die sich für unsere Bestrebungen interessieren. Wir werden uns nun aber einstweilen zurückhalten, zumal ich persönlich ein derartiges Vorgehen nicht gutheissen kann, wie es die beiden Herren beliebt haben. Es ist nur geeignet Prof. Plate neue Waffen in die Hand zu geben. Ich bedaure sehr, dass Schmidt so wenig offen zu mir gewesen ist und hätte das nicht von ihm erwartet, zumal nicht nach dem was er mir in Jena gesagt hat.
Meiner Frau geht es langsam besser, sie wird nach der Ueberzeugung des Arztes vollkommen gesund werden.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr treu ergebener
Dr. W. Breitenbach