Breitenbach, Wilhelm

Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Bielefeld, 10. März 1918

DR. WILHELM BREITENBACH

BIELEFELD, 10.3.1917

Zastrowstr. 29.

Sehr verehrter Herr Professor!

Herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief vom 7. d. M. Leider ersehe ich aus demselben, dass Ihre Gesundheit schlechter geworden ist und dass Sie glauben an Arterienverkalkung zu leiden. Ich hoffe aber, dass der Zustand einstweilen wenigstens nicht zu ernsten Bedenken Veranlassung gibt. Die „Reise in die Ewigkeit“ hat noch nicht so grosse Eile.

Ihnen liegt, wie auch mir, die Zukunft des Monismus sehr am Herzen und auch ich bin überzeugt davon, dass ihm die Zukunft gehört und dass nach dem Kriege eine fruchtbare Zeit für unsere Bestrebungen eintreten wird. Ich habe Ihnen schon mehrfach gesagt, dass ich jederzeit bereit bin, wieder in den Monistenbund einzutreten, falls ich dort Gelegenheit habe, an geeigneter Stelle auch wirklich zu arbeiten. Einfach zahlendes und zuschauendes Mitglied des Bundes zu sein und mich über die „Taten“ der Pseudomonisten zu ärgern, hat für mich natürlich absolut keinen Reiz. || Dann will ich doch lieber meine „Neue Weltanschauung“ herausgeben und für mich allein für den Monismus zu wirken suchen. Sollte es möglich sein, mir nach dem Kriege die Redaction des für den Monistenbund ganz neu zu gestaltenden Bundesorganes anzuvertrauen, so würde ich diese Arbeit gern übernehmen, natürlich aber nicht etwa als Untergebener einer sog. Redactionskommission, wie sie im Monisten- Bund bestand oder noch besteht. Solche Dinge lässt sich ein aufrechter Mann nicht bieten.

Ich ersehe aus Ihrem Briefe, dass es Ihnen lieb wäre, wenn wir diese oder ähnliche Fragen noch einmal mündlich mit einander besprechen könnten. Auch mir würde das eine grosse Freude sein und ich überlege mir, ob es nicht möglich sein wird, in den bevorstehenden Osterferien auf zwei Tage nach dort zu kommen. Das Reisen ist jetzt zwar recht unbequem und teuer, aber ich würde doch gern kommen, wenn ich wüsste, es läge Ihnen etwas an meinem Besuch. Ich könnte in diesem Falle etwa am 5. oder 6. April von hier fahren. Ich bitte mir Ihre Meinung hierüber im Laufe des Monats gelegentlich mitzuteilen, ich kann mich dann auf die || Reise einrichten. Dass ich mich sehr freuen werde Sie nach zwei Jahren in dieser schweren Kriegszeit wieder zu sehen, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Auch ich würde gern mit Dr. Schmidt verschiedene Punkte besprechen. Auf sein neues Buch bin ich sehr gespannt.

Mit herzlichen Grüssen

Ihr treu ergebener

Dr. W. Breitenbach

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
10.03.1918
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6188
ID
6188