Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 27. Dezember 1908
NEUE WELTANSCHAUUNG
MONATSSCHRIFT FÜR KULTURFORTSCHRITT …
AUF NATURWISSENSCHAFTLICHER GRUNDLAGE
REDAKTION: DR. W. BREITENBACH, BRACKWEDE I. W.
GESCHÄFTSSTELLE: STUTTGART
BRACKWEDE, 27.12.1908
Sehr geehrter Herr Professor,
selbstverständlich bin ich bereit Ihre Entgegnung auf die Brass-Schrift zu drucken und energisch zu verbreiten und ich halte eine solche Verbreitung für viel besser als die durch die Volkszeitung, die doch ausserhalb Berlin fast unbekannt ist.
Ueber den neuesten Trick des Keplerbundes kann ich Ihnen die einliegende Mitteilung schicken, die ich einem rheinischen Oberlehrer verdanke und in meinem Januarheft erscheinen wird. Der Kultusminister wird den Keplerbund wohl nicht direct empfohlen haben, wohl aber kann eine derartige Propaganda kaum ohne Genehmigung des Kultusministerium unternommen sein. Es ist also die Tatsache, dass Directoren preussischer Lehranstalten den Keplerbund offiziell || ihren Untergebenen empfehlen.
Ich schicke Ihnen anbei auch die (unkorrigierten) Spalten meines Artikels gegen Brass, der ebenfalls im Januarheft erscheint. Dr. L. Bergfeld, der Sie neulich besucht hat, will auch noch etwas gegen Brass schreiben, event. zusammen mit Fr. Lipsius. Ich habe ihm die Neue Welt Anschauung zur Verfügung gestellt. In den letzten Tagen habe ich einen Haufen von Ausschnitten mit den Artikeln gegen Sie, also den Besprechungen der Brass-Schrift, erhalten.
Wie gefährlich der Keplerbund ist, zeigt sich ja nach und nach immer deutlicher. Ich habe s. Z. im Monistenbund darauf aufmerksam gemacht, die Herren dort wussten alles besser und so kommt es denn, dass der Bund, dessen Ehrenvorsitzender Sie noch sind, kein Wort zu Ihrer Verteidigung findet.
Mit besten Grüssen
Ihr treu ergebener
Dr. W. Breitenbach