Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 20. Dezember 1908
DR. W. BREITENBACH
BRACKWEDE, 20.12.08
Sehr geehrter Herr Professor!
Mit großem Bedauern habe ich von dem Unfall vernommen, der Sie betroffen hat. Ich hoffe, daß er keine ernstlichen Folgen hat und daß Sie mit einigen Wochen Zwangsruhe davonkommen. Bis zum Darwin-Tag sind Sie wohl wieder hergestellt, so daß Sie den Gedächtnisvortrag doch noch halten können. Sollte es aber nicht der Fall sein, so werden Sie ihn hoffentlich veröffentlichen. Könnten Sie || ihn in diesem Fall nicht vor die Buchausgabe in meiner Zeitung publizieren?
Also Plate wird nun Ihr Nachfolger! Möge er stets Ihrer würdig sein und den darwinistischen Charakter des Lehrstuhls treu bewahren, auf daß Jena nach wie vor eine Hochburg des Darwinismus bleibe! Gespannt darf man sein zu sehen, wie Ziegler und Plate sich zueinander stellen werden. Ich fürchte, daß es da bald Reibungen geben wird. Ziegler hatte sich doch ohne Zweifel Hoffnungen gemacht, Ihr Nachfolger || zu werden.
Hier und in Bielefeld bin ich vielfach von Bekannten gefragt worden, wer denn eigentlich Eucken sei und was er geschrieben habe. Er erfreut sich in den weitesten Kreisen einer großen Unbekanntheit.
Indem ich Ihnen herzlichst baldige Besserung wünsche, bleibe ich mit besten Grüßen
Ihr treu ergebener Schüler
Dr. W. Breitenbach