Breitenbach, Wilhelm

Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 21. Mai 1908

DR. W. BREITENBACH

BRACKWEDE, 21.5.1908

Sehr geehrter Herr Professor,

in diesen Tagen werden Sie Nr. 3/4 unserer Zeitschrift erhalten haben. Hoffentlich sind Sie mit dem reichen und vielseitigen Inhalt zufrieden. Wenn Sie die Nr. mit der letzten der Monistenblätter vergleichen, werden Sie sehen, dass ich denn doch etwas mehr zu bieten in der Lage bin. Mich haben die weisen Berliner Herren für einen ungeeigneten Redacteur erklärt. Unsere Gesellschaft nimmt erfreulich zu, auch aus dem Auslande kommen mehr und mehr Mitglieder. Mitarbeiter melden sich von allen Seiten, so dass ich Stoff in Menge habe. In kurzer Zeit erscheint auch unser erstes Sonderbändchen, zwei weitere liegen im Manuskript vor, darunter eins von Herrn Neumann-Kiel, der neulich ein kleines Buch über Sie geschrieben hat.

Herr Dr. Hopf – Stuttgart hat uns seinen Katechismus des Monismus angeboten. Wir werden ihn herausgeben, da ich mir einen guten Erfolg verspreche. Da Sie die Arbeit schon früher gesehen und ihre Drucklegung gewünscht haben, werden Sie unsere Absicht jedenfalls billigen. Zu grossem Dank wäre ich Ihnen verpflichtet, wenn Sie die Güte haben wollten, einige Zeilen zur Einführung als kurzes Vorwort zu schreiben. Vielleicht eine halbe Druckseite würde genügen, so dass Ihnen keine grosse Arbeit erwächst. Ich möchte nur, dass die Leser sehen, die Herausgabe geschieht mit Ihrer Einwilligung.

Wilhelm Bölsche hat mir kürzlich seine Mitarbeit zugesagt, Geh. Kirchenrat Prof. Wendt hat || mir einen Beitrag geschickt, Frl. Hannah Dorsch hat einen Nachruf für Dodel mit Stücken aus dessen Selbstbiographie zur Verfügung gestellt, kurz es liegt mir eine Menge interessantes Material vor, das mir gestattet, die Zeitschrift ganz nach Wunsch auszugestalten. Mir schwebt dabei der alte „Kosmos“ vor, wie ihn Carus Sterne so geschickt redigierte, der ja auch verstand, die besten Namen der damaligen Zeit heranzuziehen.

Ich hoffe, mir gelingt das ähnlich, nur noch in umfassenderer Weise. Die Aussichten dazu sind günstig, besonders wenn die Monistenblätter trotz ihrer Geldmittel so ärmlich bleiben.

Es ist mir gar nicht mehr zweifelhaft, dass wir den Monistenbund an Mitgliedern bald eingeholt haben werden. Die Herren haben es nicht anders gewollt. Also sei’s drum. Ich werde, wie ich den Herren gesagt habe, in meiner Weise für den Monismus arbeiten. Wie ich mir das denke, zeigen die bisherigen Hefte meiner Zeitschrift wohl zur Genüge. Vom Monistenbund höre ich nichts mehr, auch in den Zeitungen lese ich selten etwas.

In der Hoffnung, dass es mir bald vergönnt ist Sie wieder einmal in Jena begrüssen zu können, verbleibe ich mit besten Grüssen in alter Treue

Ihr dankbar ergebener Schüler

Dr. W. Breitenbach

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
21.05.1908
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6047
ID
6047